Max Pothmann | Autor | Bühnenbild & Requisitenbau | Köln-Bonn
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16.07.2011

Wetter

Auf dem Rad ist man dem Wetter ausgesetzt. Im Elsass fuhr ich ab und an durch schweren Regen. Die beiden heftigen Gewitter, die jeweils das kleine Zelt unter schwere Belastungsproben setzten, kamen zum Glück nicht tagsüber. Weise Radfahrer halten an, wenn es stark zu gießen beginnt. Wer hat schon Gummiüberzieher für die Schuhe dabei? Mein Freund Moritz Ecker, der zeitgleich mit seinem Rad zum Nordkapp gefahren ist, band sich Plastiktüten um die Füße. Denn Wasser in den Schuhen und nasse Socken: Das ist keine Freude. Moritz müsste jetzt am Nordkap angekommen sein. Dort scheint mitternachts die Sonne und es liegt noch Schnee.

Da ich nach Süden gefahren bin, war eher die Hitze das Problem der Stunde. Mit meinem feuchten Tuch auf dem Kopf hatte ich ein Lösung gefunden, das Gehirn halbwegs kühl zu halten. Als Deutscher ist man die Siesta-Kultur nicht gewohnt. Hier passiert zu Recht zwischen 13 und 16 Uhr nur wenig. Mir fiel es schwer, mich während der heißen Stunden in den Schatten zu setzen und abzuwarten. Ich wollte weiter. Ich wollte mich der Hitze aussetzen. Und kam dabei ein paar Mal an meine Grenzen.

Sonnenstich, der Schädel ist knallrot und fühlt sich an, als würde er gleich platzen. Das Wasser ist längst warm und erfrischt nicht mehr. Man hat Hunger und kann doch nicht essen, geschweige denn klare Gedanken fassen. Solche Momente sind auf der einen Seite unangehm, auf der anderen aber auch der Grund fürs Reisen. Ganz am Anfang habe ich mich noch gegen diese Unbequemlichkeiten gewehrt und buchstäblich mein Schicksal verflucht. Bis ich merkte, dass man gerade dann mit der Welle schwimmen und den Ritt genießen kann. Ich konnte förmlich spüren, wie ich von innen weiter wurde, wenn ich nicht aufgab, sondern mich ganz darauf konzentrierte, die Situation so klug wie möglich zu meistern.

Oft waren es 37° im Schatten. Auf der Straße, wenn der Asphalt noch von unten strahlt - ich möchte gar nicht wissen, wie heiß es machmal gewesen ist. Geht es dann auch noch bergauf, während Lastwagen so nah an deinem Ellbogen vorbeirauschen, dass du laut aufschreist vor Überraschung: Dann heißt es wieder: Kein Ponyhof, diese Veranstaltung!

Freut sich doch, wer einen Campingplatz mit Pool findet. Da lernt man, wozu die Dinger eigentlich gut sein können.