Hier folgt eine lose Artikelordnung über meine Radreise von Baden-Baden nach Armissan bei Narbonne im Juni/Juli 2011. Nun bin ich hier und schreibe jeden Tag am neuen Buch. Drückt mir einmal kurz die Daumen, dass es so gut weitergeht wie bisher.
Eine letzte Frage gibt es noch zu beantworten:
Wer sind die Scottish Flyboys?
Liam, Duncan, Neil, Gus und Connor kreuzten zwei Stunden südlich von Lyon meinen Weg. Das Rhone-Tal erwies sich als überraschend sonnig und verkehrsarm. Nach sieben Stunden Fahrt suchte ich eine Unterkunft.
Die fünf braungebrannten Jungs, teilweise langhaarig, teilweise mit freien Oberkörpern, sahen nett aus. lch hielt, ganz gegen meine männliche Gewohnheit und fragte, ob flussabwärts bald ein Campingplatz kommen würde. Liam zeigt mir seine usselige Karte von der nächsten Touristen-Information und sagte, es seien noch 8 Kilometer. Ich fuhr ihnen davon (ich kannte die bescheuerten Radwegschranken schon, durch die man mit Satteltaschen nicht hindurchkommt und wollte nicht warten, bis sie herausgefunden hatten, wie man sein Rad am besten drüberhebt).
Später verfranselte sich der Weg und wir begegneten uns erneut. Aber weil der steile Pfad, der von der Brücke zurück auf den Radweg führte, zuviel war für ihre dünnen Rennradreifen, blieben wir nicht zusammen. Aus den 8 wurden 20 Kilometer. Endlich angekommen, hatte ich keine Hoffnung, die Jungs nochmal zu sehen - es gab mehrere Zeltplätze in der Gegend.
Nichts da! Sie trudelten ein, als ich gerade das Büro der netten Besitzerin verließ. Wir campierten nebeneinander. Nach Zeltaufbau, Dusche und Essen half ich ihnen, die 48 Bierflaschen zu leeren, die sie für den Abend gekauft hatten.
Die fünf Jungs waren alle um die zwanzig und bis auf einen (Kellner) Studenten. Sie hatten keine Ahnung vom Radfahren - alle hatten sich ihre schicken, schnellen Drahtesel erst vor der Reise gekauft, sie ins Flugzeug nach Paris gepackt und waren von dort an den Atlantik und anschließend ans Mittelmeer gefahren. Die Hälfte des Abends verbrachten wir damit, praktische Informationen auszutauschen.
An Deutschen fällt mir oft auf, dass sie, wie soll ich sagen, relativ schamlos konkret über Preise von Sachen sprechen. Das macht man, zumal unter Fremden, anderswo seltener. Die Schotten gaben jedoch den Vorurteilen recht: Sie rechneten alles aus. 17 Euro pro Tag waren die durchschnittlichen Kosten für jeden. Sie kochten auch unterschiedliche Sachen für unterschiedliche Geldbeutel. Mit und ohne Fleisch, oder am billigsten: Tütensuppe.
Connor is the one, we blame everything on, war einer der lustigen Sätze, die ich von ihnen lernte.
Als die Frage aufkam, welche Anzahl für eine Reisegruppe am besten sei, sagte Connor nur: Five is bad.
Leider, leider, leider habe ich kein Foto von ihnen gemacht und sie auch nicht eingeladen, bei eventueller Durchquerung Kölns vorbeizuschauen.