Max Pothmann | Autor | Bühnenbild & Requisitenbau | Köln-Bonn
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13.07.2011

Tiere

Die erste von vielen Weinbergschnecken im Elsass

Mir ist Natur passiert wie ein Faustschlag. Besonders am Rhein-Rhone-Kanal war viel los. Hier ist eine Liste der Tiere, die ich gesehen (nicht nur gehört) habe. Da die Straße ein brutaler Ort ist, waren auch viele tote Tiere darunter. Das steht dann in Klammern dahinter. "Auch tot" bedeutet, dass ich diese Tierart sowohl tot als auch lebendig gesehen habe. Meine zoologischen Kenntnisse sind sehr begrenzt. Tiere, deren Art sich überhaupt nicht ermitteln ließ (Raupen o.ä.) habe ich nicht aufgeführt. Bei Echsen und Schlangen bräuchte ich ein entsprechendes Buch und manchmal auch mehr Beobachtungszeit, um genauer bestimmen zu können.

Hauskatze (auch tot)
Bisamratte
Fuchs (tot)
Dachs (tot)
Reh
Torro (spanischer Kampfstier)
alle möglichen Kühe, weiß, rot, schwarz etc.
Esel
alle möglichen Pferde, vom Kaltblüter bis zum Araber
Ponies, auch sehr kleine
Kaninchen (tot)
Igel (tot)
Eidechse
Skorpion
Natter oder Viper (armlang, tot)
Gecko
Forellen im klaren Wasser
Weinbergschnecke
eine riesige Riesenmotte (Art nicht zu ermitteln)
Graureiher
Seidenreiher
Storch
Schnepfen und Brachvögel
Bachstelze
Gelbspötter
Haussperling
Feldsperling
Weidensperling
Kohlmeise
Blaumeise
Schwarzkopfmeise
Girlitz
diverse Lerchen
Rotmilan
Schwarzmilan
Turmfalke (auch tot)
Stockente
Kernbeißer
Blesshuhn
Haubentaucher
Kormoran
Gans
Schwan (oft mit Küken)
Buchfink
Grünspecht
Kleiber
Rotschwänzchen
Grünfink
Silbermöwe
Mittelmeermöwe (auch tot)
Sturmmöwe
Lachmöwe
Schwalbe
Mauersegler
Star
Graufischer
Flamingo

Am Kanal konnte ich endlich sehen, wie ein Graureiher das Fischen erledigt. Diese großen Vögel sieht man auch in Deutschland häufig. Am Kanal wohnen sie in wahrhaften Massen. Aber entweder sie fliegen majestätisch oder stehen scheinbar bewegungslos im Wasser. Dieser Kandidat jagte am Rand einer Schleuse. In einer einzigen, großen Bewegung warf er den Schnabel nach unten ins Wasser, zog den vielleicht 20 Zentimeter langen Fisch heraus, schwang ihn kopfüber, öffnete den Schnabel ein bißchen und ruckte sich die Beute in den Hals. Was für eine Bewegung!

Ich saß am Campingplatz von Dole, trank ein Bier und versuchte zu erraten, welchen Beruf der deutsche Camper wohl haben könnte, der gerade gegenüber mit Hilfe seiner Frau das Wohnmobil geparkt hatte. Mein Zelt stand gleich neben dem Sanitärgebäude. Eine große Spatzenfamilie nannte den Ort ihr eigen. Auf einmal machte es "Schwussch!" und ein Turmfalke, erkennbar am rötlichen gefärbten Rücken, schoss flach über den Boden in eine Handvoll der kleinen Vögel hinein. Leider ohne Erfolg. Die Spatzen sammelten sich nach kurzer Zeit nicht weit entfernt vom Ort des Geschehens und besprachen mit kühler Miene den Vorfall.

Blesshühner sind streitlustige Gesellen. Die schwarzen, schlanken Wasservögel tragen nicht ohne Grund auf dem Schnabelrücken eine weiße Hornplatte. Männchen im Streit um eine Braut rasen mit diesen Platten unter Vollgas ineinander. Ich sah einen Blesshuhn-Sprint. Ein Pärchen wollte scheinbar einen Eindringling vertreiben. Dazu liefen sie in immer höheren Tempo flügelschlagend über das Wasser, ohne jedoch dabzuheben. Die Beine gallopierten schließlich in Höchstgewschwindigtkeit. Es wirkte, als sei das Wasser eine massive Fläche. Der Eindringling hob schließlich ab und erklärte sich damit für geschlagen.

Meinen ersten lebendigen Scorpion in freier Wildbahn hielt ich erst für ein Stück Dreck. Ich war nachmittags am Mittelmeer angekommen und den Rest des Tages die Küste entlang gefahren. Mitten im Touristenland hatte ich mir unter den drei Campingplätzen, die am Stand bei Frontignan eng beieinander liegen, den billigsten ausgesucht und auch das wenigste bekommen. Der Boden erinnerte eine Kiesgrube. Viele der Bewohner schienen in ihren etwas gammeligen Behausungen zu leben. Mein Nachbar war eine zäher, hagerer Typ, der seine Angeln putzte, Kette rauchte und den tief liegenden Citroen so eng vor dem Wohnwagen geparkt hatte, dass man kaum noch reinkam.
Weil der Boden so staubig war, saß ich während des Kochens auf meiner Decke. Die nahm ich später mit an den Strand, um ein Bier zu trinken und zu lesen. Als ich sie entfaltete, hing eine dunkle, etwa 7 Zentimeter lange Fluse daran. Ich schüttelte die Decke, aber die Fluse blieb wo sie war. Erst dann sah ich genauer hin und schrie tatsächlich ein bißchen auf, weil dieses Tier so fremd wirkte. Es bewegte sich langsam, träge und war für meinen Geschmack zu kantig geformt. Ich schnipste das Wesen von dannen und widmete mich Buch und Bier.