Max Pothmann | Autor | Bühnenbild & Requisitenbau | Köln-Bonn
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14.07.2011

Essen


Reisen und ein gesunder Appetit - das gehört eng zusammen. Vielleicht muss man sich in der Fremde essend seiner selbst versichern. Und wer täglich mehrere Stunden in die Pedale tritt, der verbrennt ohnehin einiges.

Ich liebe meinen Morgenkaffee. Das war ein gewichtiger Grund, den Kocher einzupacken. Mein Primus ist eine kleine Diva. Mit E-10 zum Beispiel funktioniert er nicht. Immer wieder verlangt er Aufmerksamkeit in Form ausgedehnter Putzaktionen. Er dankt es mit mir der Fähigkeit, vom Super Bleifrei an der Tanke bis zum Verdünnungsmittel aus dem Farbgeschäft fast alles zu verbrennen. In Frankreich bekommt man Flaschen mit Reinbenzin, dem besten Brennstopff für einen Primus, in vielen Supermärkten: Superkomfortabel.

Morgens gibt es Haferbrei. Dieses Gericht hat viele Vorteile. Ein Pfund Hafer hält gute zwei Wochen. Gewichtsmäßig nicht zu schlagen. Und so lecker, dass ich mich schon abends darauf freue. Man braucht neben den Haferflocken nur eine Tasse Wasser, einen Schluck Öl und eine Prise Salz. Ein kleingeschnittener Apfel, Mandeln und Rosinen sind nicht zu verachten.
Abends Nudeln, Reis, Gemüse, Dosenfisch.

Dosenfisch ist zwar in ökolgischer Hinsicht zweifelhaft wie fast aller Fisch, aber für den Radreisenden, der seine Proteinie und Fettsäuren braucht, kaum zu schlagen in Kompaktheit und Preis. Oft, wenn ich erst abends einkaufte, um die Nahrungsmittel nicht den ganzen Tag transportieren zu müssen, habe ich nur Gemüse gegessen. Damit macht man niemals etwas falsch.

Milch ist immer Thema. Kondensmilich hält relativ lange. Sahne in kleinen Tetrapaks mit Schraubverschluss ist eine saubere Sache, wird aber schneller schlecht, als man sie aufbrauchen kann. Süße Kondenzmilch in Tuben hält ewig, macht aber aus dem Kaffee Zuckerplörre. Eine ideale Lösung scheint es nicht zu geben. Als Kühlschrank am Abend fungiert eine Plastiktüte (gibt's ja immer beim Obstkauf) voll Wasser. Milch rein. Fertig.

Ich hatte nichtmal Pfeffer dabei. Als ich in der Jugendherbergsküche von Nimes neben Pfeffer auch Rosmarin fand (kein Wunder - kann man ja einfach pflücken) und beides in die Gemüsepfanne warf, erlebte ich ein sinnliches Geschmackserdbeben.

Und tagsüber?

Früchte, Nüsse und Rosinen. Die alten Bergsteigerbomben. Geröstete Erdnüsse kosten am wenigsten, bestehen zu einem Viertel aus Eiweiß und füllen den Salzspeicher.

Wenn man alleine reist, dann macht man nicht gerne lange Pausen - die Gemütlichkeit stellt sich nur selten ein. Das heißt, man isst schnell und fährt weiter. Ein Apfel, eine Aprikose (das Rhone-Tal ist Aprikosenland), zwei Hände voll Rosinen und Erdnüssen und man kann die nächsten 20 Kilometer locker hinter sich bringen.

Wasser:

Einmal hatte ich kein Wasser mehr - der Tag war bullenheiß. Vor mir lagen noch 20 Kilometer, teilweise auf stark befahrener Schnellstraße ohne Radweg. Ein Frau überfuhr gleich neben mir eine Katze, als ich anhielt und doch noch einen Apfel fand, der die beginnende Übelkeit wieder zurückdrängte. Der Netto-Supermarkt am Stadtrand von Chalon war die Rettung. Einem Impuls folgend kaufte ich dunkles Baguette - bis dahin hatte ich statt Brot Zwieback oder Knäcke gegessen. Nach einem Bissen ging es mir sofort besser. Die Übelkeit verschwand, ich konnte wieder klar sehen und war nicht mehr schlapp. Also: Brot ist unschlagbar!