Max Pothmann | Autor | Bühnenbild & Requisitenbau | Köln-Bonn
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28.05.2010

Küchengespräch

Heute ein Küchengespräch, dass um das gleiche Thema kreiste, von dem ich am 13.05. weiteres Futter versprach:

Es ging um die Frage, wie man sich als Künstler, der viel Zeit und Energie auf Broterwerb, miete-bezahlen u.ä. aufwendet, am Ball hält, bzw. wie man es schafft, die wenige Zeit und Energie (beides ist niemals wirklich zu wenig) noch auf den Punkt zu bringen.

Ich hatte schon geschrieben, dass die manigfaltigen Ablenkungen, in meinem Fall zum Beispiel der Umstand, dass oft ganz einfache Computeraufgaben - wie heute das Versenden einiger Bilddateien per Mail - nicht einfach funktionieren, sondern immer wieder hängen bleiben und letzten Endes viel Zeit fressen, dass also manigfaltige Ablenkungen bestrebt sind, das eigentliche Ziel zu zersetzen.

So geht es ja nicht nur dem Künstler, sondern im Grunde steht jeder vor dem Problem: Was wir eigentlich wollen, wollen wir es nicht oft lieber als Traum behalten, der unberührt in der Luft vor uns schwebt? Besteht nicht die Gefahr, dass die Realität den Traum zerstört - und was machen wir dann, traumlos?

Dafür braucht man eine Ladung Vertrauen - erstens, dass es besser ist, einen Traum zu verwirklichen und zweitens, dass Träume stets neu geboren werden, dass sich immer neue finden lassen, wenn man nur dafür sorgt, sie zu verwirklichen (auch auf die, ebenfalls beängstigende Gefahr hin, dass sie sich als Schnapsideen erweisen und man schmerzhaft Abschied nehmen muss).

Vielleicht ist es so, dass wir Angst vor uns selbst haben. Das hat bestimmt mal ein schlauer Mensch gesagt.

Rilke fragte sinngemäß: Ich wollte immer nur ich selbst sein - warum war das so schwer?

Ist es nicht so, dass ein Ausleben der eigenen, der wirklich eigenen Wünsche uns zu uns selbst machen würde und dass wir genau das fürchten, weil es etwas endgültiges zu haben scheint? Ist es nicht einfacher, unbestimmt zu bleiben, verrückbar, jemand, der noch 'gerettet' werden kann von guten Ratschlägen? (Dabei schließt das eine das andere ja keineswegs aus, man hört nicht auf zu kommunizieren, nur, weil man sich ein Stückchen näher gekommen ist.)

Unser Küchengespräch jedenfalls handelte davon, dass es oft nicht so leicht ist, zu wissen, was man will. Dass einem die Gedanken dazwischen funken, dass das eigene Wollen gerne auch Winkel schlägt und sich verführen lässt. Wir spiegeln uns in unseren Mitmenschen - wir sehen unsere Wünsche in ihnen leuchten und verlieben uns gleich mal ein bißchen (zum Beispiel).

Wissen, nicht gedanklich erfassen, was im Bauch passiert. Und dem dann folgen. Hört sich leicht an, oder? Aber ich muss jetzt noch etwas an meinem Musikprogramm herumfummeln, das hat irgendein Problem.

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