Paul Dano ist ein Schauspieler, auf dessen Arbeit man sich freuen kann. Schon in der kleinen, unglaublich feinen Ensemble-Komödie "Litte Miss Sunshine (2006)" machte er als "I-hate-everyone"-Dwayne auf sich aufmerksam. Seitdem stand er in 13 weiteren Filmen vor der Kamera. Seinen Ruf aus Ausnahmedarsteller festigte er spätestens in P.T. Andersons "There Will Be Blood (2007)" als Zwillingssohn an der Seite von Daniel Day-Lewis. Seitdem sah man ihn nicht nur in Independent Filmen unterschiedlicher Qualität, sondern auch in Blockbustern wie "Knight and Day (2010)" oder - wieder als Sohn - in "Cowboys & Aliens (2011)".
Gerade läuft in der Filmpalette For Ellen von So Yong Kim, für den Dano auch als ausführender Produzent zeichnete. Roger Ebert, die größte amerikanische Kritikerkoryphäe, schrieb nicht ganz zu Unrecht, selbst ein Schauspieler, der bekanntermaßen Eier in der Hose hat wie Dano, hätte für diesen Film noch einmal eine große Schüppe Mut drauflegen müssen.
Der mittelmäßig erfolglose Musiker Joby kehrt in seinen Heimatort zurück, um sich endlich von seiner Jugendliebe Claire scheiden zu lassen. Landschaftlich befinden wir uns in einer ähnlichen Welt wie in "Fargo": Verschneit, trostlos und flach. Joby erinnert äußerlich an einen jungen, dünnen Jeffrey Lebowski. Lange Haare, usselige Koteletten und eine Sprache so langsam und voller unvollständiger Sätze, dass sich in der hyperrealistischen Inszenierung Kims immer wieder Fremdscham breitmachen will - spätestens wenn man hört, wie lausig Joby Gitarre spielt.
Im Laufe des Films wacht der junge Mann ein einziges Mal auf: Und zwar in den zwei Stunden mit seiner (ihm völlig fremden) sechsjährigen Tochter Ellen, die er dank harter Bandagen seiner Frau und ihrem Anwalt abringen konnte. Die beiden gehen ins Einkaufszentrum, versuchen ein Gespräch im Café, bowlen (und verbeugen sich damit tatsächlich vor Lebowski). Die behutsame Balance, die Dano im Zusammenspiel mit der kleinen Shaylena Mandigo gelingt, macht alle Fremdscham vergessen. Es bleibt zu hoffen, dass hier einer nicht dem seit einigen Jahren um sich greifenden Superfleißtrend nachgibt, der viele Darsteller zu makellosen, aber auch etwas blutarm wirkenden Interpretationen zu treiben scheint.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen