Für die Strecke bis Lyon hatte ich mit dem Rad fast vier Tage gebraucht.
Im Zug dauerte sie anderthalb Stunden: Das Rhone-Tal sauste vorbei, die
Alpen zur Rechten. Wer in meiner Nähe saß, wirkte schlecht gelaunt. Lag
das am Geruch? Weiter ging es nach Chalon-sur-Saône ins Burgunderland.
Diese Stadt war schon auf der Hinreise ein Nadelöhr gewesen. Fast
verdurstet und mit glühendem Kopf war ich über eine enge Nationalstraße
voll schnell fahrender LKW die letzten Kilometer in die Stadt gefahren,
bis ein Netto-Supermarkt mich erlöste. Am nächsten Tag verfuhr mich in
den Ausfallstraßen und brauchte 20 Kilometer, um zur ursprünglichen
Route zurückzufinden.
Jetzt war es nicht besser. Mein Plan, eine Tagesetappe mit dem Rad
einzulegen, erwies sich als Schnapsidee. Es gab in der ganzen Stadt
keine Radwanderkarte. Man verkaufte mir kalte Quiche, die Zeitungsdame
gab mir türkisches Geld statt einer 2-Euro-Münze und meine Schuhe
stanken noch immer. Ich beschloss, weiterzufahren und kaufte ein Ticket
nach Belfort trotz der Tatsache, dass meine Karte keinen Campingplatz
anzeigte und ich erst im Dunkeln ankommen würde.
Als ich mich über den verbotenen, flachen Übergang abseits der Gleise
schleichen wollte, um das bleischwer bepackte Rad nicht die Treppen
runter und rauf zum Bahnsteig schieben zu müssen, pfiff mir ein
napoleonesker Bahnangestellter hinterher. Er verlangte das Vorzeigen
meines Tickets und zwang mich, das Rad zu tragen. Ich kam mir vor wie
ein Krimineller.
Umstieg in Dijon. Riesenchaos am Bahnhof. Alles voll Menschen: Mit dem
dick bepackten Rad kam ich kaum durch. In der Eingangshalle war es am
vollsten: Reisende standen vor den Anzeigetafeln und warteten darauf,
dass die Abfahrtszeiten- und Gleise für Züge angezeigt wurden, die schon
vor einer Stunde hätten abfahren sollen.
Ich setzte mich in die Sonne, um zu rauchen. Ein dicker Südländer
schnorrte Tabak. Mein Blättchen gefielen ihm nicht - murrend gab er mir
den Beutel zurück und zog davon. Hinter seinem Ohr steckte eine
Filterzigarette. Ich kaufte einen halben Liter Evian für zwei Euro und
fragte einen Mitarbeiter der Bahngesellschaft was los sei. Offenbar eine
Signalstörung. Wohin ich fahre? Nach Belfort. "Ah! That's the line we
have problems with!"
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