Max Pothmann | Autor | Bühnenbild & Requisitenbau | Köln-Bonn
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04.10.2011

Long Day - Part III

Mein Herz sank in die Knie. Längst wusste ich, dass ich einen von diesen Tagen erwischt hatte, an denen alles schief zu gehen scheint. Genau: Es scheint nur so, denn kurz darauf wurde mein Zug angezeigt. Ein letztes Mal manövrierte ich das Rad duch den überfüllten Bahnhof zum Bahnsteig. Tatsächlich fuhr der Zug nach einer Dreiviertelstunde des Wartens los.

Belfort liegt im Departement Franche-Comte zwischen dem heutigen Burgund und dem Elsass. Bisher war meine Route exakt dem Hinweg gefolgt - der Faden rollte sich von hinten auf: Ich konnte Revue passieren lassen, was geschehen war. Ganz zu Anfang meiner Reise hatte ich in Mulhouse vorm Aldi einen Mann kennengelernt, der mir Belfort besonders empfahl - also hin da!

Es wurde langsam dunkel. Zusteigende trugen Jacken, sogar Schals! Ich hatte drei Monate keinen Schal gesehen. In Belfort kamen wir gegen halb neun an. Meine Karte zeigte keinen Campingplatz, nur eine Jugendherberge. Im Dunkel verfuhr ich mich kolossal. Immerhin hatte ich genug französisch gelernt, um die umständliche Wegbeschreibung eines Sicherheitsbeamten an der technischen Hochschule verstehen zu können, um die ich dreimal im Kreis gefahren war.

Und tatsächlich fand ich die Herberge, einen modernen Kasten, der mit meinen Erwartungen eines gemütlich-schrabbelingen Gebäudes nichts zu tun hatte. Oben an der Rezeption saß ein Mann mit eng stehenden, geröteten Augen und Schmerbauch. Er flatterte mit den Flügeln: Voll. Der Laden war voll. Unverrichteter Dinge zog ich ab in die Nacht, ins Dunkel, mit stinkenden Schuhen. Unterwegs hatte ich ein Hinweisschild zu einem Campingplatz gesehen. Noch konnte ich hoffen, nicht wild, nass, kalt und ungewaschen campen zu müssen.

Erstmal in die Innenstadt, was essen. Ein junger Mann am Straßenrand sprach mich an und fragte, ob ich Hilfe bräuchte: Sowas ist ungewöhnlich, aber er sagte es auch selbst: Die Menschen in Belfort sind freundlich und hilfsbereit. Er beschrieb mir den Radweg zum Campingplatz und empfahl einen guten Dönermann am Bahnhof. Dort aß ich, trank ein Bier und machte mich auf die Suche nach dem Eldorado für die kalte Nacht. Was für ein Glück: Es war fünf vor zehn, als ich ankam. Der Chef und sein alterschwacher Schäferhund wollten gerade das Tor abschließen. Auf wunderbar weichem Boden schlief ich ruhig, aufgehoben und glücklich in meinem kleinen Zelt. Die Schuhe blieben draußen.

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