|
Bestens beschildert: Der Eifelsteig |
Eine mehrtägige Wanderung von Jugendherberge zu Jugendherberge: das wollte ich schon lange machen. Touren mit Zelt und Kochausrüstung stehen meist unter dem Zeichen des schweren Gewichts und der körperlichen Strapazen in den ersten Tagen. Wenn man ohnehin nur vier Tage hat, ist die Hemmschwelle groß, sich überhaupt auf den Weg zu machen. Also der Gedanke, in Jugendherbergen einzukehren. Man braucht nur wenig Gepäck und es ist bezahlbar.
Zuerst meldete ich mich beim Deutschen Jugendherbergswerk an. 22,50€ pro Jahr kostet die Mitgliedschaft, für Familien oder Paare genügt ein Beitrag. Es reicht bei kleinen Gruppen auch, wenn nur die Buchende Mitglied ist. Der Vorgang ließ sich in wenigen Minuten online erledigen.
Als nächstes galt es, drei nicht zu weit von Köln entfernte Jugendherbergen zu finden, deren Distanzen eine Tagesetappe nicht überschritten. In NRW fand ich die folgenden Möglichkeiten: Das Bergische, den Nationalpark Eifel und die Vulkaneifel. Im Bergischen, so kommt es mir jedenfalls vor, ist mehr Verkehr als in der Eifel. Den Nationalpark kennen wir schon recht gut. Also Vulkaneifel. Ich buchte je eine Nacht in Gerolstein, Daun und Manderscheid. Kostenpunkt incl. Abendessen und Frühstück ca. 75€ pro Nacht. In Nachhinein fanden wir heraus, dass man vegetarische Kost am besten gleich bei der Buchung im Bemerkungsfeld angibt.
Die Reise ging über das Osterwochenende von Freitag bis Montag. Wir fuhren mit der Bahn bis Oberbettingen-Hillesheim, eine entspannte Tagesetappe von Gerolstein entfernt. So dachte ich jedenfalls. Wir entstiegen der Bahn gegen Mittag, hielten eine gemütliche Lunchpause und gingen los. Schon nach zwei Abbiegungen zeigte sich, dass meine "Geomap"-Wanderkarte nicht die ideale Begleiterin war: Die Wege waren ungenau eingezeichnet, fehlten teilweise. Wir folgten von da an dem bestens beschilderten Eifelsteig, der auf der gesamten Tour zu unserem Begleiter wurde. Was ich anfangs noch nicht wusste: Dem Eifelsteig sind kurze Wege egal. Er führt gerne in Schleifen und Bögen durch die Landschaft. Sein Ziel ist einzig der schöne, erlebnisreiche Weg. Ein Vermeidung von Höhenmetern z.B. gehört nicht zu seinen Ambitionen.
|
"Heimatblick" nach Norden, Richtung Hillesheim |
Die erste Etappe war gekennzeichnet von offenen, welligen Landschaften. Pünktlich um 18 Uhr erreichten wir die Jugendherberge Gerolstein, wo man sich gerade zum Abendessen niedergelassen hatte. Ein kleines Zimmer mit Etagenbett. Nach dem Essen ein Radler und tiefer, tiefer Schlaf.
Am nächsten Tag war Daun das Ziel. Die Wettervorhersage bestenfalls mittelgut, Regenwahrscheinlichkeit 90%. Wir legten los - der Eifelsteig war längst ein alter bekannter. Mitten auf der waldigen, hügeligen Strecke lag der Nerother Kopf, ein malerischer Hügel mit alter Feste auf dem Gipfel, den wir erreichten, als Regen und Wind sich gerade richtig eingroovten. Der Eifelsteig hatte zuvor eine umständliche Runde um das Dorf Neroth gedreht - ich war ihm hier zum letzten Mal aufgessen und nutzte von da an meine OpenMaps-Karten im Handy, um allzugroße Schlenker zu vermeiden.
Die letzten Kilometer bis zur Jugendherberge Daun wurden wir von einem maßstabsgetreuen Planetenmodell begleitet. Ein letzter Aufstieg zur Herberge, geschafft! Spätestens hier wurde mir wieder richtig bewusst, wie gerne ich Jugendherbergen mag. Das Menschengewusel, die vielen Familien, das gemeinsame Essen, die Einrichtung, die sich auf das Wesentliche beschränkt - sie gefallen mir. Wir teilten unseren Tisch mit einem Australier, der in Gewaltmarschetappen den Eifelsteig von Aachen bis Trier bezwingen wollte. Er lief mit Vollgepäck, Stöcken und geschwollenem Knie. Trotz allem war er gut gelaunt und mitteilsam.
Auch hier wurden wir abends nicht alt. Als wir am nächsten Morgen zum Frühstück herunter kamen, sah ich unseren Tischnachbar schon vollbepackt auschecken. Für uns folgte die schönste der drei Etappen. Dem Eifelsteig ging ich nicht noch einmal auf den Leim. Statt seine Ehrenrunde südlich von Daun mitzudrehen, folgten wir direkt dem "Lieser-Wanderweg", der uns durch dieses malerische Flußtal direkt nach Manderscheid leiten sollte. Unterwegs trafen wir unseren Australier wieder, der treu dem Eifelsteig folgte, so dass wir ihn trotz unsere späteren Abreise und unseres gemütlicheren Tempos einholten. Kein Regen. Das Gewicht spürten wir nicht mehr. Sauerstoff ins Hirn und laufen. Was will man mehr?
|
Zu Ostern noch kaum ergrünt: Das überaus malerische Lieser-Tal |
In Manderscheid, wo wir wieder kurz vor Abendessen ankamen, erreichten wir die gemütlichste und netteste der drei Jugendherbergen. Das Küchenpersonal war sehr bemüht, alle satt und zufrieden zu machen, während in Gerolstein und Daun noch eher Mensa-Assotiationen wachgerufen wurden.
Am Montag regnete es. Statt wie geplant nach Westen bis Kyllburg zu laufen und dort in die Bahn zu steigen, nahmen wir einen Bus über Daun nach Gerolstein und erreichten Köln zwar körperlich müde aber geistig tief erfrischt. Nachahmen? Unbedingt empfohlen!