Max Pothmann | Autor | Bühnenbild & Requisitenbau | Köln-Bonn
Mehr Infos auf meiner Webseite www.maxpothmann.de

03.12.2015

Wie in eine Hängematte

Man legt ein Buch aus der Hand und ist glücklich, weil man es gelesen hat. Weil man es nicht verpasst hat. Weil man sich jetzt schon freut, es in einigen Jahren wieder zu lesen. 

Ich bin mit Wolfgang Herrndorf nicht über seinen Bestseller Tschick in Berührung gekommen, sondern über Arbeit und Struktur. Der Autor führte von 2010 bis 2013 einen Blog mit diesem Titel. Um es platt zu sagen, wollte er damit das Ende seines Lebens dokumentieren. Man hatte einen Gehirntumor, ein Glioblastom, bei ihm diagnostiziert. Er wusste, dass er nicht mehr lange leben würde - zu Beginn seiner Aufzeichnungen ging er von einer Lebenserwartung von drei bis sechs Monaten aus. Diese Prognose erwies sich als nicht zutreffend. Und Herrndorf nutzte seine Zeit, um zweieinhalb Romane zu schreiben: Tschick, Sand und Bilder deiner verlorenen Liebe. Nach seinem Tod wurde auch der Blog als Buch veröffentlicht. 

Nachdem ich Arbeit und Struktur einmal in der Hand hatte, hab ich es kaum noch weglegen können. Es sei hiermit wärmstens empfohlen.

Tschick hingegen, kurz nach Erscheinen in vieler Munde und bald in sehr vielen Bücherregalen zu finden, scheiterte beim ersten Versuch - vielleicht wegen der verschwurbelten ersten Seite, auf der Herrndorf, der seine Hausaufgaben gemacht und laut eigener Angaben den Fänger im Roggen sehr genau studiert hat, seinen Vorbildern deutlich weniger treu war, als auf den folgenden Seiten des Buches. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er auch Susan E. Hintons Die Outsider kannte und wenn nicht, dann soll ein Vergleich damit - nicht nur aufgrund der ähnlichen Grundstruktur - ein großes Kompliment sein. 

Möglicherweise wird man irgendwann lesen können, Herrndorfs große Kunst liege jenseits der fast immer authentischen Jugendsprache im Schaffen von Atmosphäre. Die Reise von Tschick und Maik führt vom ersten Moment an durch eben genau dies:  Eine dichte, wohlige, traumähnliche Atmospähre, eine Sommerwelt, die zu schön und abgefahren ist, um wahr zu sein, die doch eben genau so sein könnte und in die ich mich zurücklegen wollte wie in eine Hängematte.

Ebenfalls als Kompliment kann man den Vergleich mit Raymond Chandler auffassen, den ich hier spannen möchte: Zwar sind die Philip-Marlowe-Krimis einem völlig anderen Genre zuzuordnen, aber sie teilen diese Eigenschaft mit Tschick, fast könnte man sagen, sie stehen dafür: Ein Auto, dass neuen Abenteuern entgegen durch Atmosphäre rollt, die so dicht ist, dass man sie mit dem Küchenmesser in Scheiben schneiden und einwecken könnte. 

18.11.2015

Dem Leben des Tänzers näher kommen


Im Spiegel 44/2015 fand sich unter dem Titel "Qual und Rausch" ein Artikel über die beiden Balletttänzer Joy Womack und Sergei Polunin. Der Artikel ist hier auf englisch zu finden. Die Tanzwelt ist klein und vergleichsweise abgeschlossen. Die große Mehrheit der Menschen hat keine Vorstellung vom Beruf des Tänzers, hat nie Ballett live gesehen, geschweige denn zeitgenössischen Tanz oder Tanztheater.

Gerne würde ich vermitteln können, was für ein Leben man als Tänzer führt. Natürlich kann ich sagen, dass ich während der Ausbildung genausoviel oder mehr trainiert habe, als die meisten Fußball-Profis, aber auch das bleibt vage. Sechs Tage die Woche schwitzen und nach Perfektion streben: Das kann man sich nur schwer vorstellen. Auch ein Buch wie "Dancer" von Colum McCann vermittelt das Lebensgefühl des tänzerischen Alltags nur schemenhaft. Der Artikel von Samiha Shafy entblättert ein Stück weit das Leid und den Druck, dem sich hochklassige Profis aussetzen.

Für mich ist es jetzt ein Jahr her, dass ich meine aktive Arbeit als Tänzer beendet habe. Natürlich war ich von Anfang an in keiner Weise mit Talenten wie Womack und Polunin zu vergleichen, jedoch waren die Strukturen, in denen ich während meiner sechsjährigen Ausbildung gelebt habe, die gleichen. Schwer fiel mir in der Hauptsache das Finden der feinen Linie zwischen dem Streben nach präziser, kontrollierter Technik und dem Sich-gehen-lassen, ohne das lebendiger Tanz nicht möglich ist.

17.11.2015

Der Tastenmann


Der Tastenmann bei der Arbeit. Letzten Freitag spielte er zusammen mit Püppkens & Co im Café Duddel. Das Café Duddel ist ein Institution in der Nähe der Uni-Mensa: Hier treffen sich Menschen im Spektrum zwischen Literaten und Erstsemestern. Hinten durch hat der Laden einen Raum, der sich als Kleinkunstbühne eignet. Was wir nicht wussten: Der gesamte Laden befand sich mitten in einer Renovierungsphase. Das war die charmanteste, schrabbeligste Bühne, auf der ich je gestanden habe. Wobei "Stehen" nicht ganz stimmt: Als Schattenspieler für den Mondmann sitze ich die ganze Zeit. 

Erik Werner alias Der Tastenmann spielt dieses Wochenende von Donnerstag bis Sonntag im Theater im Hof SYMPHONIA, ein Stück über die Figur, die so verliebt ist in die Klaviertaste, dass sie sogar darauf schläft! Das war mein letzter Bühnenbildauftrag: Eine 1,80 Meter große Klaviertaste zu bauen.

08.11.2015

Time Out


Im Sommer fuhr ich mit dem Rad durchs Wendland. Wir zelteten bei Privatleuten, was in der Gegend nicht unüblich ist. Ich zog mir am ersten oder zweiten Tag eine Zecke zu und entdeckte sie erst nach geschätzten 20 Stunden an meinem rechten Schienbein: Da hatte sie sich schon auf doppelte Stecknadelkopfgröße vollgesogen. Ich entfernte sie mit einer Pinzette, hatte nicht einmal das Herz, ihr den Garaus zu machen und warf sie in die Büsche.

Wie ich mittlerweile weiß, saugen Zecken Blut, geben aber das Wasser zurück an den Körper des Wirts: Sie sind nahezu perfekte Energiesparer - sie behalten nur die Nährstoffe. Aus dem Verdauungstrakt der Zecke, durch den das Blut gefiltert wird, können Borrelien, eine Gattung relativ großer, schraubenförmiger, gramnegativer Bakterien aus der Gruppe der Spirochäten übertragen werden. 

Erstes Zeichen: Die Wanderröte. Kreisförmig bildet sich ein roter Ausschlag um den Biss. In meinem Fall fiel sie so klein aus, dass man sie übersehen konnte: Ein Woche lang hatte ich einen roten Fleck von der Größe eines dickeren Mückenstichs, der ebenso juckte, wenn auch etwas ausdauernder. Wir waren ja auf Rädern unterwegs, es kam eine Zeit mit Regen und Kälte, wir bezogen wir ein paar Nächte eine krude Holzhütte in der Mecklenburger Seenplatte, die mir mittlerweile erreicht hatten. Ich betrachtete den roten Fleck einmal genauer im Kerzenlicht, dann vergaß ich ihn.

Zurück in Köln begann erneut der Arbeitsalltag. Es gab viel zu tun mit Barnes Crossing und der Kölner Tanzszene, mit der Werkstatt, mit meiner intensivierten Schreibarbeit. Es fiel mir schwer, mich nach dem Urlaub einzugliedern. Ich war leichter als sonst irritiert, oft müde - auch nach acht Stunden Schlaf und hatte bald das Dauergefühl, gleich krank zu werden. "Du arbeitest zuviel", dachte ich, und weil ich nicht weniger arbeiten konnte, lebte ich zumindest gesünder: Hörte auf, meine Guten-Abend-Zigarette zu rauchen, trank fast nie Alkohol und ging abends um elf ins Bett. Trotzdem war ich morgens gerädert und hatte große Mühe, mich aus dem Bett zu stemmen. Was war los? Was lief falsch? Bedrückte mich etwas? Wenn man sich das fragt, findet man immer etwas, oder nicht?

Acht Wochen nach dem Urlaub, etwa zehn Wochen nach dem Zeckenbiss war es soweit: Ich lief abends von Ehrenfeld in die Südstadt, um einen Freund zum Abendessen zu treffen. Ein dunkler, kühler Herbstabend. Ich bekam Schüttelfrost und leichte Gliederschmerzen. Die hatte ich noch nie gehabt. Schleppte mich durch den Abend, bestellte zu den Tapas von Turista Süd sogar noch ein zweites Glas Wein, beknackte Idee. Fuhr mit der Straßenbahn nach Hause, stieg die Treppen hoch und fiel ins Bett. Am nächsten Morgen war klar: Ich war krank und zwar richtig.

Die nächsten Tage verbrachte ich im Bett. Nachts schwitzte ich drei T-Shirts voll, die Gliederschmerzen blieben noch eine Weile und wurden von Kopfschmerzen abgelöst. Am Freitag Abend sollte eine Generalprobe sein, am Samstag ein von mir inszenierter Auftritt des Kwaggawerks bei der blauen Nacht in Nippes. Beide Termine musste ich schweren Herzens absagen: es ging einfach nicht (und es zeigte sich, wie ersetzbar man doch ist: Der Auftritt verlief bestens). Ich war so kaputt, ich konnte noch nicht einmal Filme gucken. Im besten Fall schaffte ich es, ein paar Kapitel Hörbuch zu hören, dann döste ich für eine halbe Stunde, schwitzte, wachte wieder auf. Am dritten Tag begann ich, Fieber zu messen: Meine Temparatur lag konstant über 38°, machmal stieg sie fast bis 40°. Montags ging ich zu meiner Hausärztin. Die Zecke war noch kein Thema: "Total unwahrscheinlich", war ihre statistisch sicherlich richtige Einschätzung. Sie verschrieb mir ein Standard-Antibiotikum. Ich dachte: Ich habe bestimmt eine Influenza, die wegen meiner Müdigkeit richtig zugeschlagen hat. Die Symptome stimmten jedenfalls.

Nach sieben Tagen war das Fieber noch immer nicht weg. Von der Dauerschlaflosigkeit und den Kopfschmerzen war ich buchstäblich ausgelaugt. Vor meinem Zimmer hing alles voll feuchter Kleidung, weil ich nachts so viel schwitzte. Ich ging wieder zur Ärtzin, die mir riet, mich stationär behandeln zu lassen. Meine Mutter holte mich im Auto und brachte mich an den Niederrhein, nach Kalkar, wo mein Vater im Krankenhaus arbeitet. Das war sicher angenehmer als ein überfülltes, anonymes Kölner Krankenhaus. Nachdem man mich komplett durchgecheckt und erneut Blut für diverse Testes abgenommen hatte, lag ich da. Endlich ein nicht total durchweichtes, klammes Bett. Ich bekam ein Schmerz- und Fieber senkendes Mittel und schlief, schlief, schlief eine Woche lang schlief ich nachts, vormittags und nachmittags und aß zwischendrin die Krankenhaus Mahlzeiten an denen das Beste ihre Regelmäßigkeit war.

Nach einigen Tagen wurde eine Lungenentzündung festgestellt: Wieder bekam ich Antibiotikum. Danach konnte ich noch besser schlafen. Und nach über zwei Wochen Krankeit kam das Testergebnis: Borrelien Antiköper im Blut. Die Zecke hatte mich erwischt. Und damit klärte sich einiges: Ich hatte die "Lyme-Borreliose". Erste Anzeichen nach der Wanderröte: 6-12 Wochen Müdigkeit.

Die Borrelien wurden weiter mit Antibiotkum behandelt. Nach zehn Tagen wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen und schlufte weitere fünf Tage durch das Haus meiner Eltern. Das ist jetzt drei Wochen her. Ganz langsam erreiche ich meine volle Arbeitsfähigkeit. Habe sogar schon eine Zigarette geraucht und gedacht: Das könnte ich auch sein lassen.

26.09.2015

Bild des Tages #79


Sometimes I like the softness of light in the evening

22.09.2015

Verhältnisse

Ein paar junge Amerikaner haben sich die Mühe gemacht, ein Modell des Sonnensystems im richtigen Verhältnis zu bauen. Wenn man eine Erde von der Größe einer Murmel nimmt, benötigt man 7 Meilen freien Platz.

 

17.09.2015

Flashback #6 - Simon Rummel und sein Ensemble

Ein Team bei der Arbeit: Simon Rummel (links) und sein Ensemble, hier ohne den Sprachkünstler Ketonge. Foto: Jane Dunker

Zum ersten Mal begegnete ich Simon im Frühling 2003, gegen Ende meines ersten Studienjahres an der Folkwang Universität. Jedes Jahr fand dort ein selbst organisierter Abend mit studentischen Choreographien statt: Ich sollte zum ersten Mal in Essen auf der Bühne stehen, in einer Arbeit von Carlos Maria Romero. (Als Sänger mit von der Partie: Pablo Botinelli).
Simon studierte damals in Köln Jazzklavier und kam als Gast, um für einen Tänzer auf der Bühne Geige zu spielen. Bei einer Probe am Tag vor der Aufführung begannen wir zusammen mit Pablo Musik zu machen - ich legte mich in die Tasten eines herumstehenden Flügels, Pablo sang und Simon spielte sein Streichinstrument: Wir waren zu Hause.

Ungefähr sieben Jahre später wurde ich als Gasttänzer für ein Theaterstück von Karin Beier engagiert. Neben zehn Tänzern kam auch ein Männerchor zum Einsatz, dessen Reihen mit Musikstudenten aufgefüllt wurden. Ich wusste, ich kannte diesen Menschen, aber es dauerte eine Weile, bis es bei uns beiden Klick machte. 

Jetzt sind erneut einige Jahre vergangen. Wir sind so etwas wie Nachbarn und begegnen uns gelegentlich auf der Straße, wechselweise mit völlig übermüdeten Augen, weil wir gerade viel zu tief in irgendwas drin stecken. Simons Gruppe wächst und wächst. Aus dem Septett ist ein Ensemble mit elf Musikern geworden. Am Sonntag spielten sie im Loft in der Wissmannstraße ein Werkstattkonzert. Die Einladungskarte war sinnigerweise aus Schmirgelpapier: da kann man Diverses herauslesen. Zum Beispiel, dass es hier um Arbeit geht. Oder, dass man nicht alles bierernst nehmen muss. Dass man es mit einer Form von Eigenheit zu tun hat, einer Eigenheit im positivsten Sinne. Denn die Musik und die Menschen, die wir am Sonntag sahen und hörten, versuchten nicht, eigen zu sein oder zu wirken: Sie waren einfach originell und gut.

Ich habe nun länger überlegt, ob ich die Musik beschreiben soll, aber ich lasse meine Finger lieber unverbrannt und verweise euch auf den folgenden Link zum Selberhören.

Das nächste Konzert des Ensembles in Köln ist für den 20.12. geplant. Mehr Infos hier.

16.09.2015

tanzfuchs PRODUKTION - foyer

Das neue Stück von Barbara Fuchs hatte Anfang September Premiere. Hier seht ihr Bilder mit den Bühnenbild-Objekten, die ich gebaut habe. Die schwarze Fläche besteht aus 20 rollbaren Einzelelementen.




02.09.2015

Mein Freitag Abend



Ich bin Mitglied im Kunstorchester Kwaggawerk. Reto Stadelmann gründete die Gruppe vor neun Jahren, um mit Laien Guggenmusik auf der Straße zu machen.

Wir treffen uns jeden Freitag Abend zur Probe. Manchmal kommen 35, manchmal nur sechs Leute. Insgesamt sind es 50 Mitglieder: Es gibt die klassischen Bläserstimmen und diverses Schlagwerk.

Unsere Auftritte setzen sich aus Straßenfesten (natürlich auch Karneval), sozialen Veranstaltungen, "grünen" Demos", privaten Feiern und nächtlichen Spontankonzerten in Köln zusammen. 

Neulich, Anfang Juli, fanden wir uns in Rodenkirchen im Rhein wieder.. im Express gibt's ein kurzes Video

Kontak für Interessierte und Auftrittsanfragen ist möglich über:
https://kwaggawerk.wordpress.com/

17.08.2015

tanzfuchs PRODUKTION - foyer


Für die neue Arbeit von Barbara Fuchs bin ich als Objektbauer tätig gewesen. Ein Besuch lohnt sich..

Premiere: 4. September 2015, 20 Uhr, Barnes Crossing – Freiraum für TanzPerformanceKunst, Industriestraße 170, 50999 Köln
Weitere Termine: 5. September, 20 Uhr & 6. September, 18 Uhr
Tickets: 13,-€/9,- € erm.
Ticketreservierung: mail (at) tanzfuchs.de

13.08.2015

Karl Ove Knausgård


Im Vice Magazin erschien kürzlich ein Beitrag über den norwegischen Autor Karl Ove Knausård, dessen sechsbändigs Romanwerk "Min kamp" sowohl in seinem Heimatland als auch internationl großen Anklang findet. Es ist nachvollziebar, dass der Titel des Werkes im Deutschen nicht übernommen wurde. So heißten die bisher übersetzten Bände des Werkes "Sterben", "Lieben", "Spielen" und "Leben". 

Hier geht's zum Beitrag

08.08.2015

Drei Wochen weg

Nach drei Wochen komme ich aus dem Urlaub nach Köln zurück. Wenn man von drei Nächten in einer kruden Nurdach-Holzhütte absieht, war ich ununterbrochen draußen. Habe kaum Verkehr gesehen, selten Netz gehabt, kaum Werbung, fast nie Spiegel. 

Sinnbild für das Atommüll-Endlager im Wendland: Ein großer Haufen Mist.

Wir sind mit dem Rad von Schnega an der Südspitze des Wendlandes nach Norden an die Elbe gefahren. Dieser folgten wir nach Osten bis Dömitz und fuhren über Ludwigslust (von Mecklenburgern "Lulu" genannt) nach Plau am See. 

In Dömitz trafen wir auf Einrad-Reisende aus Lübeck. So viel Körperspannung!

Buchstäblich über Stock, Stein und durch die Wälder ging es weiter zur Müritz und von dort nach Mirow. In dieser Gegend, in der viele, miteinander verbundene Seeen ein Paddlerparadies bilden, blieben wir eine Woche. Drei Tage paddelten wir vom Rätzsee zur unter Paddlern berühmten Schwaanhavel. Nach einer Strecke mit Wolken und Regen schien nun die Sonne jeden Tag von früh bis spät. So mancher Zeltplatz erweckte Festivalerinnerungen: Voll war es. Man konnte nicht anders, als links und rechts die Gespräche der Mitcamper aufzuschnappen. Unter anderem trafen wir immer wieder auf eine Sechser-Gruppe junger Leute aus Leipzig, die vom ersten Moment des Tages - gerne vor 7:30 - ohne Punkt und Komma plapperten. Plappern, das kann ich selbst, dachte ich, drehte mich um und entschied, lieber aufzustehen. Rundherum das große Packen. Wir gehörten zum langsamsten Drittel, schließlich war das Urlaub!

Romantik um fünf Uhr morgens am Priepertsee - bevor die Mitcamper zu schnattern beginnen.

Nachdem wir das Boot zurückgegeben hatten, fanden wir einen versteckt liegenden Waldzeltplatz am Mössensee. Hier war der große Strom vorbeigezogen. Unser Zelt stand zwischen Kiefern, die Hängematte hing perfekt nebenan. Lag man auf dem Rücken, bildeten die Baumkronen einen Kreis mit Loch in der Mitte, durch das der Himmel hineinschien. Ein junger Hase wohnte im Holzstapel auf der anderen Wegseite, er kam morgens zum Frühstück hervor und ließ sich von uns nicht stören. Specht, Zaunkönig und Kleiber statteten uns Besuche ab. 

Camping am Mössensee

In Fürstenberg an der Havel übernachteten wir ein letztes Mal zu zweit. Wir konnten mittlerweile mehrgängig auf dem Kocher kochen. Wir befanden uns nun in der Einflugschneise der Berliner Urlauber-Szene. Auf einem Campingplatz hatte man das Gefühl, Kreuzberg sei dorthin verfrachtet worden. Mittvierziger mit Kleinkindern, mit großer Wahrscheinlichkeit kulturschaffend und auf jeden Fall Bio! bildeten eine massive Mehrheit. Dazu kamen Radreisende auf der Strecke Berlin-Kopenhagen, die sich lohnen soll.
Die letzten zwei Tage fuhr ich allein. Von Fürstenberg ging es nach Osten einmal quer durch Brandenburg. Die berühmten Alleen sind Wirklichkeit - oft fuhr ich halbstundenlang allein über kleine Landstraßen, genoss die weiten Aussichten Richtung Norden und ließ mich von der Sonne braten. Zufällig geriet ich am Rande eines großen Militär-Sperrgebietes an der Grenze zu Mecklenburg auf den Campingplatz Blanschen. Dieser Ort ist nicht auf Karten aufgeführt und damit ein Geheimtip. Mein Blog ist geheim genug, so dass ich ihn hier nennen kann. Wer sich die Mühe machen möchte ihn zu finden, wird es nicht bereuen (genau wie den Platz am Mössensee).

Ein letztes Idyll am Dranser See: Naturcamping Blanschen in der Morgensonne

Nach einem weiteren Tag auf dem Rad übernachtete in der Nähe von Parchim. Von dort wollte ich am nächsten und letzten Tag die kleine Regionalbahn nach Ludwigslust nehmen, um mit dem Zug nach Hause zu fahren. Morgens stand ich auf, es war knallheiß, meine Haferflocken waren aufgegessen, so dass es zum Frühstück nur Kaffee und zuckrige Waffeln gab und stellte fest, dass ich noch fünf Stunden hatte bis zur Abfahrt meines Zuges. Nach Ludwigslust waren es mit dem Auto 33 Kilometer, mit dem Rad vielleicht 40. Die fuhr ich noch.

17.07.2015

Bild des Tages #78

Kondensstreifen am Himmel. Alle zeigen Richtung Urlaub. Für uns geht es am Sonntag ins Wendland. Wir fliegen mit unseren Fahrrädern und schauen von unten in den Himmel.

22.06.2015

Bild des Tages #77


Passend zur Schnapszahl des 77sten Tagesbildes gibt es gleich noch ein Schlangenwesen, wenn auch in diesem Fall wahrscheinlich eine Blindschleiche, die zu den Echsen zählt. Dieses Exemplar begegnete uns in der Nähe des Bahnhofs Blankenheim, eine Zugstunde von Köln entfernt. Der Bahnhof liegt im Nirgendwo. Gut für Wanderer, die nach ihrer Waldrunde nicht unbedingt noch ins Café müssen.
Wir wanderten diesmal fünf Stunden und begegneten nur einem einzigen Menschen - ein freundlicher Mountainbiker. Neben der Schlange trafen wir zwei Hirschkühe, beide konnten wir aus geringer Entfernung beim Äsen beobachten, bevor sie unserer gewahr wurden und sich davon machten.

20.06.2015

Bild des Tages #76

Diese Schlange, der wir beim Wandern in der Eifel begegneten, blickt bei allem Charakter in ihren Zügen etwas missmutig. Eine Fluse hängt an ihrem Kopf. Zum hundertsten Mal ärgert sie sich darüber, dass sei keine Arme hat, um derartige Ärgernisse einfach wegstreichen zu können.

06.05.2015

Tunnel

Arp Museum in Rolandseck

Ich befinde mich derzeit in einem Tunnel aus Arbeit. Meine Tage sind in Stunden gescheibt, die To-Do-Listen lang und länger. Das Gefühl, nicht alles zu schaffen. Wo kommt das her? Hat mir das einer eingepflanzt? Kann man das irgendwo abgeben?

Wie häufig, wenn mein Leben sich auf Arbeit reduziert, werde ich zum wilden Leser. Natürlich habe ich Die Falle von Melanie Raabe gelesen. Darüber hinaus bespeist mich ein offener Bücherschrank hier in der Straße. Stephen Fry, dessen Hörbuchversion von Harry Potter ich zweimal mit großem Genuss und viel Gelächter gehört habe, schreibt auch selbst. The Stars, Tennis Balls - ein moderner Graf von Monte Cristo, der in der ersten Hälfte weit überzeugender wirkt, als in der zweiten. Ein Brunetti, seit längerem wieder Spaziergänge durch Venedig. 
Gerade lese ich den finnischen Autor Arto Paasilinna, Die Rache des glücklichen Mannes - in dem ein Fremder sich gegen ein feindseeliges Dorf durchzusetzen weiß. Ein Buch zum Lachen. Zum vielleicht siebten Mal Susan E. Hinton The Outsiders. Und, wirklich wahr, alle 21 Travis McGee Stories von John D. MacDonald.

Würde ich weniger lesen, wenn ich weniger arbeiten würde?

10.04.2015

Bild des Tages #75

Jetzt kommt er endlich: Der Frühling

24.02.2015

ASF Kunst Sommerlager - Teil II

Kunst Sommerlager in Tschechien 2014 from Max Pothmann on Vimeo.
Im Sommer 2014 leitete ich ein Sommerlager der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V.
Thema war "Performance Kunst". In der Gruppe waren TeilnehmerInnen aus 5 Ländern. Hier seht ihr Ergebnisse der finalen Aufführung.

15.02.2015

Bild des Tages #74



Alle Jahre wieder: Karneval in Köln! Hier im Bild: Mme. Möller.
Dieses Jahr bin ich fast täglich mit dem Kunstorchester Kwaggawerk unterwegs.

12.02.2015

Not Ready Yet, by Breno Caetano


not ready yet from Breno Caetano on Vimeo.

Der Brasilianer Breno Caetano ist selbst Tänzer mit ganzer Seele. In diesem Film bewegt er sich hinter der Kamera. 

11.02.2015

Bild des Tages #73

Und endlich, endlich wieder etwas Sonne. Hier in der Wahner Heide.

20.01.2015

Treibgut #2-5

In Köln finden diese Woche die "Interior Design Week" - die Passagen statt. In der Drahtflechterei treten die aus Euro- und Einwegpaletten gefertigten Einrichtungsgegenstände in den Vordergrund. Hier einige Stücke, die ich in den letzten Wochen gebaut habe:

Couchtisch nach Kundenwunsch, mit Intarsien aus einem alten Skateboard



Hocker

Schmaler Schreibtisch

Weinregal

13.01.2015

Bild des Tages #72

Dicke haarige Fliege wohnt auf Palettentisch

12.01.2015

Trailer "time is time is..."

Im Sommer 2014 entstand "time is time is...". Das Stück wurde Ende August uraufgeführt. Im November reisten wir damit nach Seoul. Hier ist ein zehnminütiger Video Eindruck.


TimeIsTimeIs Trailer from IPtanz Ilona Pàszthy on Vimeo.

04.01.2015

Neujahrswünsche

Dieses Jahr ist das Winterzelten ausgeblieben. Zuletzt war ich als einziger Interessent übrig - alle hatten andere Pläne. Am 27.12. wollte ich Richtung Hohes Venn aufbrechen, aber als ich morgens aus dem Fenster sah, lag Köln im Schneetreiben. Ganz unglücklich war ich nicht darüber.

Noch ist der Winter ja nicht vorbei.

Stattdessen Hüttentage im Bergischen über Silvester:




***

Ich       wünsche euch ein gutes neues Jahr.

Wünsche       euch ein frohes neues Jahr.

Euch       ein lustiges neues Jahr.

Ein       erlebnisreiches neues Jahr

Glückliches       neues Jahr

Neues       Jahr

Jahr