Im Spiegel 44/2015 fand sich unter dem Titel "Qual und Rausch" ein Artikel über die beiden Balletttänzer Joy Womack und Sergei Polunin. Der Artikel ist hier auf englisch zu finden. Die Tanzwelt ist klein und vergleichsweise abgeschlossen. Die große Mehrheit der Menschen hat keine Vorstellung vom Beruf des Tänzers, hat nie Ballett live gesehen, geschweige denn zeitgenössischen Tanz oder Tanztheater.
Gerne würde ich vermitteln können, was für ein Leben man als Tänzer führt. Natürlich kann ich sagen, dass ich während der Ausbildung genausoviel oder mehr trainiert habe, als die meisten Fußball-Profis, aber auch das bleibt vage. Sechs Tage die Woche schwitzen und nach Perfektion streben: Das kann man sich nur schwer vorstellen. Auch ein Buch wie "Dancer" von Colum McCann vermittelt das Lebensgefühl des tänzerischen Alltags nur schemenhaft. Der Artikel von Samiha Shafy entblättert ein Stück weit das Leid und den Druck, dem sich hochklassige Profis aussetzen.
Für mich ist es jetzt ein Jahr her, dass ich meine aktive Arbeit als Tänzer beendet habe. Natürlich war ich von Anfang an in keiner Weise mit Talenten wie Womack und Polunin zu vergleichen, jedoch waren die Strukturen, in denen ich während meiner sechsjährigen Ausbildung gelebt habe, die gleichen. Schwer fiel mir in der Hauptsache das Finden der feinen Linie zwischen dem Streben nach präziser, kontrollierter Technik und dem Sich-gehen-lassen, ohne das lebendiger Tanz nicht möglich ist.
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