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Eins der schönen der Häuse auf Sarakiniko |
Ich bin nun seit neun Wochen hier. Mein Leben ist denkbar einfach: Ich nutze Solarstrom. Zum Waschen und Kochen verwende ich Regenwasser, dass in drei Tonne gesammelt wird, die insgesamt 6.000 Liter fassen. Die Dusche ist kalt (klaro). Geheizt wird mit Holz, das ich anfangs noch selbst sammeln musste. Es hat fast sechs Wochen gedauert, bis ich mir eine Ladung Brennholz organisiert hatte. Da die meisten Brennholzkäufe VOR dem Winter erledigt werden, war es schwer, überhaupt noch abgelagertes aufzutreiben.
Wer sich vorstellt, ich säße gegenüber dem fiesen deutschen Winter hier ständig im Sonnenschein, liegt daneben: Zum einen ist es dieses Jahr ganz ungewöhnlich regnerisch hier. Zum anderen brauchen auch im Mittelmeer die Temperaturen Zeit, bis sie frühlingshaft oder gar sommerlich werden. Die Deutschen, die hier wohnen, ziehen schon achtungsvoll die Augenbrauen hoch, wenn ich ihnen erzähle, dass ich bereits ein paar Mal schwimmen war. Lange habe ich es im Wasser noch nicht ausgehalten, aber wenigstens war ich drin.
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Meine Küche |
Die nächste Einkaufsmöglichkeit liegt 50 Gehminuten entfernt, rauf und runter. In den ersten Monaten bin ich das noch häufig gelaufen. Mittlerweile hat es sich eingespielt, dass ich einmal in der Woche mit Bewohnern der Gemeinschaft fahre und auch weiß, was für Lebensmittel ich brauche, um eine Woche auszukommen. Feta, Olivenöl, Eier und selbstgemachten Wein, in dem nichts ist als Trauben, bekomme ich von Leuten aus dem Ort. Olivenöl und Wein gibt es in 1,5-Liter Plastikflaschen, in denen vorher Wasser war.
Ich lebe von Haferbrei, Reis, Nudeln und Bohnen (und Keksen). Gemüse kaufe ich nur, was sich länger hält – Möhren, Zwiebeln, vielleicht eine Spitzpaprika. Mein Kühlschrank ist ein feuchtes Tuch auf dem kühlen Fliesenboden im Bad. Darunter hält sich die Kaffeemilch aus der Dose fast eine Woche.
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Das Hafenbecken des Ortes Vathy |
Nach neun Wochen relativer Einsamkeit fange ich an, mich auf Köln zu freuen. Auch wenn ich schon jetzt für diese Zeit äußerst dankbar bin. Länger allein zu sein ist lehrreich. Nicht nur lerne ich massig über das Schreiben – ich lerne mich auch wieder selbst ein Stück weit besser kennen. Einem Freund habe ich das als „den Reset-Knopf-drücken“ beschrieben, was wirklich ganz gut zutrifft In Köln hatte ich das Gefühl, innerlich mit der Zeit immer mehr zu versanden und nicht mehr zwischen Wichtig und Unwichtig unterscheiden zu können.
Auch bekommt die Zeit ein anderes Gesicht: Ich habe so viel davon, dass ich manchmal einfach nur eine Stunde lang auf dem Rücken liege, an die Decke schaue und spüre, wie die Minuten langsam vorbeischrappeln.