Nach drei Wochen komme ich aus dem Urlaub nach Köln zurück. Wenn man von drei Nächten in einer kruden Nurdach-Holzhütte absieht, war ich ununterbrochen draußen. Habe kaum Verkehr gesehen, selten Netz gehabt, kaum Werbung, fast nie Spiegel.
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Sinnbild für das Atommüll-Endlager im Wendland: Ein großer Haufen Mist. |
Wir sind mit dem Rad von Schnega an der Südspitze des Wendlandes nach Norden an die Elbe gefahren. Dieser folgten wir nach Osten bis Dömitz und fuhren über Ludwigslust (von Mecklenburgern "Lulu" genannt) nach Plau am See.
Buchstäblich über Stock, Stein und durch die Wälder ging es weiter zur Müritz und von dort nach Mirow. In dieser Gegend, in der viele, miteinander verbundene Seeen ein Paddlerparadies bilden, blieben wir eine Woche. Drei Tage paddelten wir vom Rätzsee zur unter Paddlern berühmten Schwaanhavel. Nach einer Strecke mit Wolken und Regen schien nun die Sonne jeden Tag von früh bis spät. So mancher Zeltplatz erweckte Festivalerinnerungen: Voll war es. Man konnte nicht anders, als links und rechts die Gespräche der Mitcamper aufzuschnappen. Unter anderem trafen wir immer wieder auf eine Sechser-Gruppe junger Leute aus Leipzig, die vom ersten Moment des Tages - gerne vor 7:30 - ohne Punkt und Komma plapperten. Plappern, das kann ich selbst, dachte ich, drehte mich um und entschied, lieber aufzustehen. Rundherum das große Packen. Wir gehörten zum langsamsten Drittel, schließlich war das Urlaub!
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Romantik um fünf Uhr morgens am Priepertsee - bevor die Mitcamper zu schnattern beginnen. |
Nachdem wir das Boot zurückgegeben hatten, fanden wir einen versteckt liegenden Waldzeltplatz am Mössensee. Hier war der große Strom vorbeigezogen. Unser Zelt stand zwischen Kiefern, die Hängematte hing perfekt nebenan. Lag man auf dem Rücken, bildeten die Baumkronen einen Kreis mit Loch in der Mitte, durch das der Himmel hineinschien. Ein junger Hase wohnte im Holzstapel auf der anderen Wegseite, er kam morgens zum Frühstück hervor und ließ sich von uns nicht stören. Specht, Zaunkönig und Kleiber statteten uns Besuche ab.
In Fürstenberg an der Havel übernachteten wir ein letztes Mal zu zweit. Wir konnten mittlerweile mehrgängig auf dem Kocher kochen. Wir befanden uns nun in der Einflugschneise der Berliner Urlauber-Szene. Auf einem Campingplatz hatte man das Gefühl, Kreuzberg sei dorthin verfrachtet worden. Mittvierziger mit Kleinkindern, mit großer Wahrscheinlichkeit kulturschaffend und auf jeden Fall Bio! bildeten eine massive Mehrheit. Dazu kamen Radreisende auf der Strecke Berlin-Kopenhagen, die sich lohnen soll.
Die letzten zwei Tage fuhr ich allein. Von Fürstenberg ging es nach Osten einmal quer durch Brandenburg. Die berühmten Alleen sind Wirklichkeit - oft fuhr ich halbstundenlang allein über kleine Landstraßen, genoss die weiten Aussichten Richtung Norden und ließ mich von der Sonne braten. Zufällig geriet ich am Rande eines großen Militär-Sperrgebietes an der Grenze zu Mecklenburg auf den
Campingplatz Blanschen. Dieser Ort ist nicht auf Karten aufgeführt und damit ein Geheimtip. Mein Blog ist geheim genug, so dass ich ihn hier nennen kann. Wer sich die Mühe machen möchte ihn zu finden, wird es nicht bereuen (genau wie
den Platz am Mössensee).
Nach einem weiteren Tag auf dem Rad übernachtete in der Nähe von Parchim. Von dort wollte ich am nächsten und letzten Tag die kleine Regionalbahn nach Ludwigslust nehmen, um mit dem Zug nach Hause zu fahren. Morgens stand ich auf, es war knallheiß, meine Haferflocken waren aufgegessen, so dass es zum Frühstück nur Kaffee und zuckrige Waffeln gab und stellte fest, dass ich noch fünf Stunden hatte bis zur Abfahrt meines Zuges. Nach Ludwigslust waren es mit dem Auto 33 Kilometer, mit dem Rad vielleicht 40. Die fuhr ich noch.