Foto: Felix Keuck |
Von meinem Mund her stülpe ich mich nach innen. Ich ziehe die Lippen nach innen über die Zähne, ziehe und ziehe sie durch meinen Hals diesen Schlund nach unten
Meine Haut muss natürlich mit, der Rücken wandert hoch den Hinterkopf wandern die Füße hoch die Beine, falten sich meine Unterschenkel geknickt wie sich nur Unterschenkel knicken können hoch bis zum Arsch
Ich stülpe mich nach innen, stülpe immer weiter bis meine Arme nur noch Stummel sind mein ganzer Körper nur noch ein Knubbel am Boden
Ich bin blind ich bin taub meine Nase schrumpft und innen überlagert meine Haut alle Altlast, Altlast die sich an den Wänden sammelt, kondensierte Altereignisse Geschichtsspuren, Erinnerungen mit Klebestreifen
Kurz halte ich beim Stülpen inne und frage mich wieso bleiben so viel mehr von den dunklen Erinnerungen hängen? Geht das allen so? Wie funktioniert überhaupt mein Erinnerungsprogramm? Warum speichert es die eine Sache und die andere nicht? Aber ich höre schnell wieder auf zu theoretisieren und stülpe weiter
Mein Arme sind weg. Meine Beine sind weg. Meine Nase verschwunden mein Kopf halslos am Rumpf festgewachsen meine Form ähnelt der eines Blutkörperchens oder einem Flusskiesel
Nichts bleibt mehr an mir kleben. Und auch innen sind alle Wände von Haut geschützt. Ich bin in Sicherheit
Ein Künstler übermalt seine Narben. Ich denke: Stülp dich doch nach innen. Stülp dich doch nach innen