Max Pothmann | Autor | Bühnenbild & Requisitenbau | Köln-Bonn
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26.06.2012

Flussaufwärts

Ein Gedicht in drei Teilen

I
Oh weh!

Mein Phrasenschwein quietscht
- dabei hab ich gar nichts gesagt

Ein alter Radler mit Lenkerradio und einem Korb voll wirrem Zeug hintendrauf radelt am Fenster vorbei

Das Radio dudelt den Krachpopsender
der alten Radler durch die Straße
die Baumrinden hoch und wieder runter
ein Eichhörnchen reibt sich die Ohren
- es presst eine Eichel aus und denkt: Oh weh!

II
Die Handschuhe

Die Milch und der Honig machen die Haut schön
sie helfen auch beim Schlafen

Ich sollte weniger Zucker essen
man könnte ihn an das Phrasenschwein verfüttern
- das verträgt was 

Wenn ich predige, zieh ich Handschuhe an
zum Glück verlier ich meistens einen
fünf Finger frieren; das ist nicht schön

Aber: Mit nur einem Handschuh an
kann ich nicht predigen
- und die Welt hat mehr Frieden

Außer ich treffe einen alten Radler
manchmal haben die in ihrem wirren Zeug
einzelne Handschuhe
- manchmal auch nur linke Socken

III
Der Jungvogel

Mein Phrasenschwein wohnt im Flur
neben den Pfandflaschen
es hatte mal einen Freund
- einen Jungvogel

Dem wäre ich auch gern Freund geworden
aber er hatte schon fliegen gelernt
und flog mir freundschaftslos davon

Mein Phrasenschwein und ich - wir sahen uns an
ich weiß nicht was es dachte, aber ich dachte es denkt
es hätte lieber den Jungvogel als mich zum Freund

(Und weiter dachte ich mit einiger Beleidigung in der gedanklichen Stimme: "Wer hat dir überhaupt gesagt, dass ich dein Freund sein will, du blödes Phrasenschwein?")

Alleine brachte ich keinen Pfand weg
sondern Altglas zum Containerschiffe
mit denen ich wegschwamm
und alles hinter mir ließ

- Auf der Reling balancierend blickte ich
in meine Beuteltasche
aus der mir das Eichhorn ein Glas entgegenhielt
voll süßer Eichelmilch

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