Manchmal wird es seltsam still in mir. Ich will in der Mitte des Bettes sitzen und schweigen. Stattdessen klingelt das Telefon, das sonst - wenn ich es mir wünsche - niemals klingelt.
Während ich telefoniere, werfe ich die Angel aus. Weit draußen, weit jenseits der Grenzen meines oberschenkelhohen Bettes schwimmen gelegentlich Traumfische vorbei. Die versuche ich zu fangen. Am besten geht das, wenn man auf der Mondsichel sitzt, aber nachmittags kann man das auch vom Bett aus erledigen. Ich widme meinem Gesprächspartner nur halbe Aufmerksamkeit: Telefonieren konnte ich noch nie besonders gut.
Im Hof gibt es ein Gezeter. Was ist da los? Kann man nichtmal in Ruhe fischen und telefonieren!
Ich sage Tschüss bis später und gehe raus.
Ein Vogelküken sitzt im Gang neben der Treppe. Während Papa-Vogel oder Mama-Vogel im Hof sorgenvoll keckern, tut das Küken genau das, worauf ich auch Lust habe: Es hält die Klappe. Ich freue mich, einen Vogel im Flur zu treffen (ist mein Geburtstag).
Er ist sehr klein struppig graubraun. Sein Schnabel wirkt riesig - so ist das bei Jungvögeln: sie sehen immer missmutig aus - aber das täuscht. Ich hocke mich langsam hin. Jetzt bloß nicht rumzappeln und ihm noch mehr Angst machen. Mit beiden Händen hebe ich ihn auf. Er wiegt überhaupt nichts. Ein Federball, der nichts wiegt und missmutig guckt. Sobald wir im Hof sind, fliegt er ungelenk weg. Vielleicht hatte er gerade Fahrschule - erste Flugstunden Ende Mai. In solchen Dingen ist die Natur meistens pünktlich.