Max Pothmann | Autor | Bühnenbild & Requisitenbau | Köln-Bonn
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18.01.2019

Backpacking auf Gran Canaria



Die Kanarischen Inseln sind ein beliebtes Urlaubsziel für Mittel- und Nordeuropäer. Das Wetter auf den "Inseln des ewigen Frühlings" ist auch im Winter warm genug für einen Urlaub mit Rucksack und Zelt.

Strand- und Wanderurlaub lassen sich auf Gran Canaria, dem zweitgrößten Eiland des Archipels, gut miteinander verbinden. Es gibt eine ganze Reihe schöner Strände abseits vom Massentourismus. Und die Bergwelt im Landesinneren bietet eine riesige Fülle von Wandermöglichkeiten.
Nach drei Reisen dorthin habe ich hier meine Erfahrungen gebündelt und eine Liste von Campingplätzen erstellt.


Wegweiser zum Campingplatz Villamar, Tasartico

Fortbewegung


Die meisten Besucher mieten sich Autos. Miet- und Benzinpreise sind niedrig und man spart sich das Tragen des Gepäcks. Wir haben das einmal für einige Tage ausprobiert und uns doch wieder für die schlichte Variante entschieden: Fortbewegung mit öffentlichen Bussen und durch Trampen.

Das Busnetz auf der Insel ist umfassend und angenehm - die türkisfarbenen Busse werden liebevoll "Guaguas" genannt. Man erreicht alle größeren Orte - auch die hochgelegenen Bergstädtchen wie Artenara und Temisas. Da manche Strecken nicht von Bussen angefahren werden, trampen wir gelegentlich. Bisher haben wir eine Erfolgsquote von 100% und sind immer von netten Menschen mitgenommen worden, teils von Touristen, teils von Einheimischen, die stets über die Maßen hilfsbereit waren.

Und jetzt zu den Campingplätzen:

Camping Playa de Vargas


Dieser Platz eignet sich schon wegen seiner Nähe zum Flughafen für einen Besuch. Wir fahren in der Regel nach unserer Anreise zuerst dorthin. Der Campingplatz ist nicht direkt ans Busnetz angeschlossen - man kann für 1,40€ mit der Buslinie 1 Richtung Süden bis auf 1,2 Kilometer heranfahren und den Rest laufen bzw. trampen. Die Busfahrer wissen Bescheid, wenn man ihnen den Namen des Platzes als Ausstieg nennt. Alternativ kostet ein Taxi vom Flughafen ca. 15,-€.

Campingbucht am Playa de Vargas

Der Campingplatz liegt ein paar Hundert Meter mit freier Sicht vom Strand entfernt. Man zeltet windgeschützt in kreisförmigen Betonbuchten, die mit schattenspendenden Schilfrohrdächern bedeckt sind. In den Buchten sind in der Regel einige Stühle und ein Tisch vorhanden. Es gibt sogar aufgebaute Zelte für Minimalisten, die ohne Zelt reisen, sowie Holzhütten zum Mieten. Auf dem Campingplatz ist ein Restraurant.

Der Srtand grenzt an ein kleines Naturschutzgebiet. Er ist in drei Segmente geteilt: Schwimmer, Wind- und Kitesurfer. Der Wellengang kann intensiv sein. Am Ufer ist der Strand steinig - ist man einmal im Wasser, steht man jedoch auf Sand, so dass man gut barfuß baden kann.

Kleine Abzüge gibt es in Vargas für den gelegentlich starken Wind, die nachts bellenden Hunde auf einem Nachbargrundstück und den Lärm der Flugzeuge. Trotzdem ein friedlicher Ort, an dem man gut einige Tage verbringen und sich eingewöhnen oder den Urlaub ausklingen lassen kann. Für zwei Personen mit Zelt kostet eine Nacht 15,-€. Ab zwei Nächten pro Nacht 10€,-. Zur Webseite.

Camping El Pinillo


Ein Stück weiter nach Süden und etwas im Inland gelegen findet sich der Campingplatz von Temisas, der einzige in dieser Liste, den ich noch nicht kenne. Stattdessen folgen wir der Küste nach Süden und gelangen als nächstes zum Campingplatz El Pinillo. Er liegt ca. 10 km weit im Landesinneren an der Straße GC505, die von Arguineguín nach Soria führt. Auf dieser Straße fährt kein Bus - man muss also trampen oder laufen. Wir sind die Strecke bereits einige Male getrampt und stets nach einer Weile mitgenommen worden.

Rechts unten liegt im Tal Camping El Pinillo

El Pinillo bietet Platz für Caravane und für Zelte sowie kleine Holzhütten zum Mieten. Es gibt einen Pool und ein gutes Restaurant mit freundlichem Service. Der Platz hat einen vergleichsweise hohen Standard und erinnert ein Stück weit an ein kleines Ferienresort. Hier machen auch viele Einheimische Urlaub.

Der Ort eignet sich gut als Startpunkt für Wanderungen. Man kann entweder gleich von der Südspitze des Parkplatzes nach Westen in die Höhe gehen oder die Straße bis Soria hochfahren/trampen, um dort oben Wanderungen zu beginnen - beispielsweise zum Stausee Presa De Las Niñas, wo sich auch eine Zona de Acampada befindet (s.u.).

Camping Villamar (Nachtrag im Jahr 2024: der Platz existiert nicht mehr, ist jetzt ein Ferienresort)


Stellt man sich die rundliche Form von Gran Canaria vor wie das Ziffernblatt einer Uhr, liegt ungefähr auf halb acht die Touristenhochburg Puerto de Mogan. Wer nach Tasartico weitermöchte, sollte hier Vorräte einkaufen - ein Supermarkt liegt in Sichtweite des Bushofs. Von hier fährt die Buslinie 38 nach La Aldea de San Nicolas. Auf dieser Route liegt mein Lieblingscampingplatz. Der Bus fährt eine gute Stunde zum Abzweig Tasartico. Man befindet sich nun im Westen der Insel, in einem der letzten Täler mit dauerhaft sommerlichem Wetter.


Mein Lieblingsplatz - Camping Villamar bei Tasartico

Von der Bushaltestelle führt die schmale Straße GC204 ca. 7 Kilometer ins Tal hinab. Trampen ist hier relativ einfach, weil die Autos langsam fahren müssen und alle Fahrer wissen, dass der Weg etwas beschwerlich ist. Vom Örtchen, in dem es weder Handynetz noch Einkaufsmöglichkeiten gibt, führt eine Schotterstraße die letzten drei Kilometer zum Strand. Die Schotterstraße ist bekannt, weil hier der Abzweig zur Wanderung zum Playa de Güigüí liegt, einem der schönsten Strände der Insel, der nur zu Fuß über einen 500 Meter hohen Pass zu erreichen ist.

Aber wir wollen erstmal weiter. Der Campingplatz Villamar liegt einige hundert Meter vom Wasser entfernt im Tal. Es gibt ein kleines Restaurant und einen Minimarkt, der die nötigsten Dinge bietet. Waren früher die Duschen noch kalt, sind sie mittlerweile morgens und abends warm. Man zeltet auf Terassen. Mit etwas Glück findet man Platz unter einem der Johannisbrotbäume. Die Besitzer sind sehr freundlich, ebenso der Mann, der sich um die Camper kümmert. Eine Übernachtung mit Zelt kostet für zwei Personen mit Zelt ca. 10,-€. Alternativ zu mieten sind auch hier Holzhütten oder ein Apartement.


Außer einigen kanarischen Dauercampern gibt es in der Regel nur wenige Gäste: ein wunderbar ruhiger Ort, wo Katzen in der Sonne liegen und die Zeit langsam verstreicht. Der Strand ist steinig und manchmal etwas wild - Wasserschuhe erleichtern den Ein- und Ausstieg beträchtlich. Man sieht oft Leute schnorcheln, manche fischen auch schwimmend.

Aufwachen nach einer Nacht unter freiem Himmel am Playa de Güigüí

Der Platz eignet sich als Basis für die Wanderung nach Güigüí. Man kann z.B. das Zelt und einen Teil seiner Ausrüstung stehen lassen, zum Strand wandern, dort unter offenem Himmel übernachten und am nächsten Tag zurückkehren. Da es in Güigüí Trinkwasser gibt, braucht man nicht allzuviel mitzunehmen. Es gibt in Tal sogar eine Hütte, in der man ein Bier oder einen Kaffee bekommt. Die Tour ist an einem Tag machbar, was ich nur für Geübte empfehle. Vom Barranco de Tasartico zweigen noch einige kleine Täler ab, die gut für Touren eigenen. Auch hier sollte man etwas Erfahrung mitbringen.

Camping La Marciega


Am Strand von La Aldea de San Nicolás, Blick nach Süden

Nun haben wir die Insel fast zur Hälfte umrundet. Nördlich von Tasartico liegt La Aldea de San Nicolás. Hier spielt der Tourismus nur noch eine untergeordnete Rolle. Der Ort ist geprägt von Tomaten- und Bananenplantagen. Es gibt einen kleinen, hübschen Stadtkern mit mehreren Restaurants und Geschäften. Folgt man der Hauptstraße, gelangt man nach ca. vier Kilometern zum Stand. Hier liegt ein kleiner Hafen, um den sich einige Häuser und Gaststätten gruppieren. Es gibt einen wunderschönen Park mit Café, zu dem die Kanaren Wochenendausflüge machen. Besonderheit: ein wenig scheues Paar der kanareneigenen Rabenart, das in den Bäumen sitzt und jedes Geschehen kommentiert.

Camping La Marciega am Strand von La Aldea de San Nicolás

Der Campingplatz La Marciega liegt an der Straße zum Strand. Manchmal ist das Tor verschlossen - dann kann man die Telefonnummer anrufen, die auf dem Schild steht. Ein ganz einfacher Platz mit einer warmen Dusche, einer Toilette und Trinkwasser, auf dem man völlig in Ruhe gelassen wird. Auch hier kostet die Nacht für zwei Personen 10,-€. Man hat einen wunderbaren Blick auf die Berge und kann den Roque Nublo sehen, das Wahrzeichen der Insel. Minuspunkt: Nebenan liegt ein Wasser- oder Energiewerk, das durchgängig rauscht.

Naturcampingplätze


Zona de Acampada Presa de las Niñas

Auf den Kanarischen Inseln gibt es viele Naturschutzgebiete. Hier liegen sogenannte Zonas de Acampadas - Orte, an denen man kostenlos campen kann. Auf den größeren Zonas de Acampadas gibt es Toiletten und fließendes Wasser. Man benötigt eine Erlaubnis. Diese bekommt man, nachdem man ein Online-Formular ausfüllt, das auch auf Englisch angeboten wird. Das Formular verlangt, dass man drei Wunschplätze angibt. Eine Liste mit allen Zonas findet sich hier. Ich habe einmal versucht, nur einen Ort einzutragen, bekam aber sofort eine Absage. Nachdem ich drei Ort angegeben hatte, kam unverzüglich eine Bestätigung. Nun hat man per Email eine Erlaubnis. Diese muss man auf der Insel persönlich in einem der Ämter abholen. Das jeweilige Amt kann man selbst aussuchen und im Online-Formular angeben. In der Regel lässt sich das gut mit der Reiseplanung vereinbaren, es gibt die Ämter in jeder Stadt. Auf den Naturcampingplätzen kommen vormittags Ranger vorbei und kontrollieren. Besonders empfehlen kann ich hier die folgenden Orte:

  • Presa De Las Niñas - (bereits unter "El Pinillo" erwähnt). Liegt auf 500 Meter, wunderschöner Blick nach Süden.
  • Tamadaba - über 1.000 Meter hoch, östlich von La Aldea de San Nicolas, wie auch die anderen beiden im Kiefernwald gelegen. Unzählige Wandermöglichkeiten, z.B. ins Tal von Juncalillo, in dem sich 2.000 Jahre alte Höhlenbehausungen finden (man kann auch in Höhlen übernachten, z.B. in "Puerta del Sol")
  • El Garañón - liegt in der Mitte der Insel auf ca. 1.000 Meter. Der Pico de las Nieves, der höchste Gipfel der Insel, liegt in Reichweite.
Mehr Kanaren? → La Gomera

Blick auf den Stausee Presa de las Niñas

02.01.2016

Winterzelten 2015

Das erste in diesem Blog beschriebene Winterzelten fand 2012 statt. Damals fuhren wir zu viert mit Fahrrädern von Kevelaer nach Westen an den Rhein. Die erste Nacht schliefen wir malerisch unter der alten Rheinbrücke in Wesel, während neben uns ein paar tausend Wildgänse übernachteten. 

Die folgenden zwei Jahre gab es beschaulichere Aktionen auf dem Zeltplatz Anna Fleuth, mal mit Grillhähnchen, mal mit Spanferkel und Jurte. Wobei wir es uns vor zwei Jahren nicht nehmen ließen, die 110 Kilometer von Köln nach Winnekendonk mit den Rädern zurückzulegen und unterwegs, mitten im Regen, in einem Waldstückchen zwischen Neuss und Kempen zu übernachten.

Letztes Jahr fiel das Winterzelten aus. Zuerst hatte ich geplant, allein zu fahren, aber als am 27.12. in Köln Schnee fiel, gab ich auf und blieb zu Hause, zumal wir den Jahreswechsel immerhin auf einer Hütte im Bergischen verbrachten.

Und nun: 2015. Endlich ging es wieder los. Der Plan war ehrgeizig: Ich wollte am 27.12. in Kevelaer losfahren und am 30.12. in Manderfeld in der belgischen Eifel ankommen, um dort im Haus Eulenburg Silvester zu feiern. Wir waren zu zweit. Wir hatten ein echtes Fahrradnavi. Wir konnten es schaffen. Gegen uns: Stetiger Südwind, der zwar für Dauersonne und warme Temperaturen sorgte, uns jedoch jeden Kilometer in den Beinen spüren ließ.

Am Sonntag kamen wir nicht besonders weit. Die Abreise verzögerte sich, weil am Vorabend eine Gruppe von Hobbits und Zwergen einer nach dem anderen vor der Tür standen, eine Kiste Bier im Schlepptau, so dass wir das erste Lager schon nach 20 Kilometern, ein gutes Stück hinter Straelen und einen Steinwurf von der holländischen Grenze entfernt aufschlugen. 

Unsere beiden Ein-Mann-Zelte: Im Vordergrund das Svalbard von Nordisk, im Hintergrund das Track 1 Tent von Gelert

Eine der Besonderheiten am Winterzelten ist der Zeitrahmen: Die Tage sind kurz, die Sonne geht um halb fünf unter. Allerspätestens dann sollte man sich nach einem Lagerplatz umschauen, denn wenn es eine halbe Stunde später ganz dunkel ist, wird die Suche deutlich erschwert. Im Umkehrschluss hat dieser Zeitrahmen zur Folge, dass die Abende am Lagerfeuer sehr lang werden können: Eine große Gemütlichkeit stellt sich ein, wenn man erstmal drei, vier Nächte lang jeweils sechs oder acht Stunden im dunklen Wald am Feuer gehockt hat. 

Daniel bequem. Links der Henkeltopf, in dem sich prima über dem Feuer kochen lässt.

Im Hintergrund schiebt sich ein fast voller Mond über die Baumwipfel

Am nächsten Tag folgte eine besonders schöne Strecke, weiter an der Grenze, vorbei an den Krieckenbecker Seen, durch Brüggen und westlich des Schwalmtals in den Forst Meinweg. Hier gab es eine besondere Gaumenfreude: Ein im Henkeltopf über dem Feuer gekochtes Gulasch mit viel Gemüse: Perfektes Essen, wenn man den Ganzen Tag gegen den Wind gefahren ist. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt übrigens schon so etwas wie einen Sonnenbrand von all dem Licht.

Am dritten Tag hieß es: Abschied nehmen. Daniel wollte mit dem Rad zurück nach Kevelaer und weiter den nordwestlichen Niederrhein erkunden. Ich hingegen hatte mein Ziel mit Manderfeld so weit gesteckt, dass schon jetzt fraglich war, ob und wie ich die noch bestehende Distanz von gut 140 Kilometern in zwei Tagen bewältigen würde. Nur zum Vergleich: In den ersten beiden Tagen hatten wir 20 und 50 Kilometer geschafft. 

Ich wollte das Problem lösen, indem ich von Heinsberg mit dem Zug nach Aachen fuhr. Denn Aachen Zentrum wäre auch bei Hochleistung die weitest mögliche Distanz gewesen. Von dort allerdings musste ich noch 20 Kilometer fahren, um in der Einsamkeit des Hohen Venns einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Also nahm ich den Zug und ab Aachen Hbf den Vennradweg, auf dem es sich bequem fahren lässt. Das war meine erste Winternacht allein im Wald. Und ich muss sagen: Es ist anders als im Sommer. Die bereits erwähnte lange Zeit, die zur Verfügung steht, wurde mir immer länger. Außerdem machte mir seit einigen Tagen ein Backenzahn zu schaffen, so dass es schwer fiel, Gemütlichkeit aufkommen zu lassen. Der Südwind frischte auf, über mir rauschten hohe Venntannen, ich lag wach im Zelt und grübelte.

Am vierten Tag ging es weiter Richtung Manderfeld. Eine Karte am Wegrand zeigte, dass vor mir noch 70 Kilometer lagen. Die ersten 20 stetig bergauf. Und stärkerer Gegenwind. Als ich die Steigung zurück gelegt hatte, musste ich einsehen, dass ich nur schaffen würde, wenn ich ganz an meine körperlichen Grenzen gehen würde: Ich war schon jetzt sehr erschöpft und hatte bei drei Stunden restlichem Tageslicht noch 50 Kilometer vor mir. Und der Zahn...

So dachte ich: Don't push the river. Take a bus. 

Und fuhr nach Köln, wo ich am nächsten Tag um acht Uhr morgens die erste Wurzelbehandlung meines Lebens über mich ergehen ließ, um mit dicker Backe doch auf die Eulenburg zu fahren und dort in angenehmster Gesellschaft Silvester zu feiern.

Daniel schrieb mir übrigens, dass er noch eine vierte Nacht in den Maasdünen verbrachte. Ich bin gespannt, was er davon erzählt.



08.08.2015

Drei Wochen weg

Nach drei Wochen komme ich aus dem Urlaub nach Köln zurück. Wenn man von drei Nächten in einer kruden Nurdach-Holzhütte absieht, war ich ununterbrochen draußen. Habe kaum Verkehr gesehen, selten Netz gehabt, kaum Werbung, fast nie Spiegel. 

Sinnbild für das Atommüll-Endlager im Wendland: Ein großer Haufen Mist.

Wir sind mit dem Rad von Schnega an der Südspitze des Wendlandes nach Norden an die Elbe gefahren. Dieser folgten wir nach Osten bis Dömitz und fuhren über Ludwigslust (von Mecklenburgern "Lulu" genannt) nach Plau am See. 

In Dömitz trafen wir auf Einrad-Reisende aus Lübeck. So viel Körperspannung!

Buchstäblich über Stock, Stein und durch die Wälder ging es weiter zur Müritz und von dort nach Mirow. In dieser Gegend, in der viele, miteinander verbundene Seeen ein Paddlerparadies bilden, blieben wir eine Woche. Drei Tage paddelten wir vom Rätzsee zur unter Paddlern berühmten Schwaanhavel. Nach einer Strecke mit Wolken und Regen schien nun die Sonne jeden Tag von früh bis spät. So mancher Zeltplatz erweckte Festivalerinnerungen: Voll war es. Man konnte nicht anders, als links und rechts die Gespräche der Mitcamper aufzuschnappen. Unter anderem trafen wir immer wieder auf eine Sechser-Gruppe junger Leute aus Leipzig, die vom ersten Moment des Tages - gerne vor 7:30 - ohne Punkt und Komma plapperten. Plappern, das kann ich selbst, dachte ich, drehte mich um und entschied, lieber aufzustehen. Rundherum das große Packen. Wir gehörten zum langsamsten Drittel, schließlich war das Urlaub!

Romantik um fünf Uhr morgens am Priepertsee - bevor die Mitcamper zu schnattern beginnen.

Nachdem wir das Boot zurückgegeben hatten, fanden wir einen versteckt liegenden Waldzeltplatz am Mössensee. Hier war der große Strom vorbeigezogen. Unser Zelt stand zwischen Kiefern, die Hängematte hing perfekt nebenan. Lag man auf dem Rücken, bildeten die Baumkronen einen Kreis mit Loch in der Mitte, durch das der Himmel hineinschien. Ein junger Hase wohnte im Holzstapel auf der anderen Wegseite, er kam morgens zum Frühstück hervor und ließ sich von uns nicht stören. Specht, Zaunkönig und Kleiber statteten uns Besuche ab. 

Camping am Mössensee

In Fürstenberg an der Havel übernachteten wir ein letztes Mal zu zweit. Wir konnten mittlerweile mehrgängig auf dem Kocher kochen. Wir befanden uns nun in der Einflugschneise der Berliner Urlauber-Szene. Auf einem Campingplatz hatte man das Gefühl, Kreuzberg sei dorthin verfrachtet worden. Mittvierziger mit Kleinkindern, mit großer Wahrscheinlichkeit kulturschaffend und auf jeden Fall Bio! bildeten eine massive Mehrheit. Dazu kamen Radreisende auf der Strecke Berlin-Kopenhagen, die sich lohnen soll.
Die letzten zwei Tage fuhr ich allein. Von Fürstenberg ging es nach Osten einmal quer durch Brandenburg. Die berühmten Alleen sind Wirklichkeit - oft fuhr ich halbstundenlang allein über kleine Landstraßen, genoss die weiten Aussichten Richtung Norden und ließ mich von der Sonne braten. Zufällig geriet ich am Rande eines großen Militär-Sperrgebietes an der Grenze zu Mecklenburg auf den Campingplatz Blanschen. Dieser Ort ist nicht auf Karten aufgeführt und damit ein Geheimtip. Mein Blog ist geheim genug, so dass ich ihn hier nennen kann. Wer sich die Mühe machen möchte ihn zu finden, wird es nicht bereuen (genau wie den Platz am Mössensee).

Ein letztes Idyll am Dranser See: Naturcamping Blanschen in der Morgensonne

Nach einem weiteren Tag auf dem Rad übernachtete in der Nähe von Parchim. Von dort wollte ich am nächsten und letzten Tag die kleine Regionalbahn nach Ludwigslust nehmen, um mit dem Zug nach Hause zu fahren. Morgens stand ich auf, es war knallheiß, meine Haferflocken waren aufgegessen, so dass es zum Frühstück nur Kaffee und zuckrige Waffeln gab und stellte fest, dass ich noch fünf Stunden hatte bis zur Abfahrt meines Zuges. Nach Ludwigslust waren es mit dem Auto 33 Kilometer, mit dem Rad vielleicht 40. Die fuhr ich noch.

06.07.2011

Camping

Great Views

Vor der Reise war ich davon ausgegangen, meist wild zu campen. Letztlich habe ich fast nur auf Campingplätzen übernachtet. Zum einen, weil sie so günstig sind, dass sich das Wildcampen nur bedingt lohnt. Zum anderen, weil Frankreich so dichträumig erschlossen ist, dass man gute Plätze erstmal finden muss. Und wer sehnt nicht nach einem heißen Tag im Staub der Straße eine (kühle) Dusche herbei?

Mir liegt der Menschenschlag der Camper. Zwar sind die Plätze so verschieden, wie die Leute selbst, aber es gibt eine Form von kultivierter Gemütlichkeit (man könnte fast sagen: Faulheit), die sich eigentlich überall findet. Niederländer, Franzosen, Briten, Italiener, Deutsche. Die meisten mit Wohnanhängern oder Wohnmobilen, manche auch mit majestätischen Zelten. Vom drei Meter hohen M.A.N.-Supercamper bis zum uralten holländischen Anhänger, dessen Dach für die Stehhöhe erst hochgekurbelt werden muss, war alles dabei. Auch hier zeigte sich wieder: Je einfacher, desto zufriedener wirkten die Leute.

Auf dem Platz in Altkirch schien ein Fendt-Treffen stattzufinden. Ob das ein Fanclub war oder die Belegschaft der Firma: Keine Ahnung. Fast alle Gäste des Platzes hatten Fendt-Wohnanhänger in Längen von 450 bis 700 Centimetern (das steht außen drauf). Da die meisten mit zwei Autos angereist waren, hatte die Hälfte auch noch einen Küchenanhänger, dessen Dach als Regenschutz fungiert. Genau. Es regnete aus Gießkannen. Unter den weit gespannten Vorzelten hatten ganze Sitzgruppen Platz. Dort tranken die Eltern Kaffee, während die Kinder auf ihren Rädern im Kreis fuhren. Bei Regen wurde der SUV darunter geparkt. Ein Paar hatte sogar die Hundehütte für den Bullterrier dabei. Mein kleines Zelt hielt dem Gewitter übrigens stand.

Mittlerweile scheint es ein Campingplatz in Südfrankreich ohne Pool nicht mehr weit zu bringen. D.h., dass man trotz des supergünstigen Reisens nach einem langen und heißen Tag eine luxuriöse Abkühlung nehmen kann. Lieber waren mir allerdings die Adressen mit nur einem oder gar keinem Stern, die nichts bieten als ein halbwegs ebenes, halbwegs schattiges Plätzchen, eine einfache Dusche und ein Klo (ohne Klopapier, das bringt man selbst mit). Die Leute dort waren mir angenehmer. Und die Preise natürlich höchstens halb so hoch.

Zum Beispiel traf ich den einsamen Mann mit Hund. Er bereiste das Tal der Doubs im alten Bürstner Wohnmobil mit Fiat-Unterbau. Der Mann saß abends im Klappstuhl vor seinem Klapptisch, eine Tasse Tee vor sich und die angegraute Hündin, ein großer Boxermischling, blickte mit ihm gemeinsam in den Sonnenuntergang. Dazu hörte er leise Pink Floyd. Einmal kam er rüber zu mir. Er hatte die freundlichsten traurigen Augen.

Klassisch sind Ehepaare jenseits der besten Jahre, die sich steif bewegen. Häufig sehr braungebrannt liegen oder sitzen sie stundenlang vor ihren mobilen Häusern, genießen abendes ein Fläschchen Wein und nutzen nicht selten Laptops, um dem Rest der Familie Emails zu schicken. Eltern mit kleinen Kindern, auch Radreisende, wirken oft wie pures Glück. Außer bei den Engländern, aber das ist eine andere Geschichte.

02.05.2011

Maximum Freedom


Obwohl es tausendmal besser ist, in Gesellschaft zu reisen: Allein unterwegs sein zu können, ist spacewise maximum freedom. Nach zwei Niederrhein-Touren war ich letztes Wochenende in Bonn und in der Eifel. Mit der Zeit kann man immer fester in die Pedale treten. Es lässt sich sehr gut denken, wenn unter dem selbst angetriebenen Rad die Straße rauscht und die Sonne von oben auf dich runter brennt.
Wofür all das? Nach Pfingsten fahre ich mit dem gelben Rad nach Südfrankreich ans Mittelmeer. Man sagt, dort sei der Himmel am blausten.

17.04.2011

Bild des Tages #11

What a treat! Auf Reisen nur das Beste: Auf dem Feuer gekochtes Gänseei, beim Bauern am Wegrand gekauft, in der Sonne zum Frühstück.